"Holidays by the Sea" im Kino:Tati forever

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Pascal Rabaté thematisiert in seinem Film "Holidays by the Sea" die gleiche verträumte Kleinbürgerlichkeit, die wir seit den Ferien des Monsieur Hulot kennen. Es geht um einen Drachen, der bei einer Urnen-Bestattung zugange ist und einem Masochisten am Fenster erscheint, der angekettet an sein Bett im Hotelzimmer liegt.

Fritz Göttler

Menschen im Niemandsland, im Ferienreich, ein Wochenende an der See. Aus allen Himmelsrichtungen kommen sie zusammen, ziehen aneinander vorbei, manchmal verhaken sich ihre Geschicke für kurze Zeit.

Ein Kinderspiel - Jacques Gamblin und Maria de Medeiros sind gemeinsam dem Drachen hinterher. (Foto: Movienet)

Zwei Paare zum Beispiel, der eine Mann hat mit der anderen Frau im Hotelzimmer sich zusammengetan für ein, zwei heiße Stunden, während ihre Partner anderweitig unterwegs sind. Dann kommen diese zurück und die beiden Erregten müssen schnell auseinander, in der Eile vertun sie sich im Zimmer - und ein paar Sekunden lang wundert sich der andere Mann, wieso der eine bei ihm auf dem Bett liegt, und was mit seiner Frau sein mag, die versehentlich ins andere Zimmer eilte.

Der Film ist an Tati orientiert und, sagt der Filmemacher Pascal Rabaté, einer der bekanntesten Comicautoren Frankreichs, an Pierre Etaix, den man heute - und vor allem hierzulande - kaum noch kennt.

In dem Städtchen hat sich sehr viel nicht verändert in den Jahren seit den Ferien des Monsieur Hulot, die gleiche verträumte Kleinbürgerlichkeit. Die Cadrierungen sind nun noch fester gezogen als bei Tati, sie weisen den Menschen, die sich darin bewegen, unerbittlich ihren Platz zu, und manchmal ist dieser noch durch absurde Markierungen am Boden bestimmt, wo ein Auto geparkt oder ein Zelt aufgeschlagen werden muss. Messerscharf hat Rabaté die Töne gesetzt, und dann klebt er sie unseliger Weise immer wieder mit kläglicher Zirkusmusik zu.

Es ist der Wind, der die Menschen zueinander führt, er treibt einen Drachen fort, an dem ein Goldkettchen sich verheddert hat, das ein Mann und eine Frau zurückhaben wollen; er ist bei einer Urnen-Beerdigung zugange; und einem Masochisten, angekettet an sein Bett im Hotelzimmer, erscheint kurz vor dem Fenster der freie rote Drachen. Der Wind ist nicht zu fassen und auch die Freiheit nicht, man kann sie, wie der Originaltitel suggeriert, weder kaufen noch mieten.

Ni à vendre ni à louer , F 2011 - Regie, Buch: Pascal Rabaté. Kamera: Benoît Chamaillard. Schnitt: Jean-François Elie. Musik: Alain Pewzner. Mit: Jacques Gamblin, Maria de Medeiros, François Damiens, François Morel, Dominique Pinon . Movienet, 77 Minuten.

© SZ vom 11.07.2012/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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