Hörenswert:Alma und die Schuppel

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"Laut Yodeln Vol. 2" mit Erika Stucky im Volkstheater

Von Egbert Tholl

Es war im Jahr 2016, und es war schön. Das weltbeste Münchner Plattenlabel Trikont und das Kulturreferat veranstalteten das Lautyodeln-Festival, es gab Musik zuhauf, im Fraunhofer Wirtshaus, im Volkstheater und in der Allerheiligen-Hofkirche. Wer damals nicht dabei sein konnte, konnte sich grämen, musste es aber nicht, denn bei Trikont erschien bald eine wundervolle Aufnahme, "Laut Yodeln, fern - nah - weit", und da war viel drauf von dem, was sich damals ereignet hatte. Schon damals betraf Jodeln keineswegs nur eine alpenländische Lautäußerung, wichtig war damals auch schon zum Beispiel das "American Yodeling", das entsteht, wenn schwarze Bluessänger auf weiße Hillbilly-Musiker treffen. Und von der Mongolei wollen wir jetzt gar nichts erst reden.

Drei Jahre später wiederholte sich auf wundersame Weise, was damals passiert war. Es gab wieder ein Festival, es gab wieder die profunde Widerlegung der Annahme, zum Jodeln bräuchte es ein alpenländisches Ambiente, obwohl dies keineswegs schadet, und es gibt nun wieder eine CD. An diesem Donnerstag, 24. Oktober, wird im Volkstheater "Laut Yodeln Vol. 2" vorgestellt, bestehend aus Mitschnitten des Festivals. Bei der Präsentation mit dabei ist Erika Stucky, wilde Schweizer Vertreterin eines allumfassenden Experimentaljodelns, die auch gern mal mit FM Einheit auftritt. Auf der CD klingt diese Zusammenarbeit dann erst einmal wie ein langgezogener Blues, dann verfällt Stucky vom Englischen ins Schweizerische, im Hintergrund fuhrwerkt FM Einheit auf irgendwelchem Gerümpel herum, Stucky verfällt in eine Art Rosenkranz-Deklamation, träumt auf Englisch von einem Zuhause mit Kindern und Gnocchi, erklärt das dann wieder auf Schweizerdeutsch, nämlich auch, dass sie die Nase voll hat davon, mit dem Tourbus umeinander zu fahren. Jodeln ist Heimat. Aber ganz so leicht ist es nicht.

Dafür gibt es hier viele Beispiele, völlig disparat gegeneinander gestellt, etwa die österreichische Gruppe Alma. Die machen mit Geigen, Knopfakkordeon und Kontrabass, vor allem aber mit viel Stimme eine Art akustischen Trance oder Techno oder was auch immer, auf jeden Fall ist es irre, soghaft, großartig. Am anderen Ende einer imaginären Skala, die von Bluegrass, Cowboys und kraftvollsten Balkanpoetinnen bestimmt ist, hausen die Schwarzbären Schuppel. Das sind acht junge Sänger aus Urnäsch im Appenzell, und sie singen Stücke, die so alt sind wie die Schweiz selbst. Zäuerli sind das, die kann man im Appenzell hören, wenn das eine Jahr zu Ende geht und das nächste anfängt, dann wandern die Sylvester-Chläuse von Dorf zu Dorf und tanzen und singen, und in Urnäsch haben sie ein Nest.

Erika Stucky , Donnerstag, 24. Oktober, 20 Uhr, Foyer des Volkstheaters, Brienner Straße 50

© SZ vom 24.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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