"Haywire" im Kino:Katzenpfoten in Highheels

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Wenn es um Leben und Tod geht, ist diese Frau unbezwingbar: Steven Soderbergh hat der Kampfkünstlerin Gina Carano den Metropolenhopping-Agententhriller "Haywire" geschenkt. Diese Fighterin bezaubert auch als Frau.

Tobias Kniebe

Da wären also diese wundervollen Fesseln, oh ja. Der Film schenkt ihnen eine exklusive, ziemlich verliebte Einstellung. Da wären außerdem Füße, federnd wie Katzenpfoten, sobald sie von ihren Highheels befreit sind. Dazu swingende Schultern und eine pechschwarze Haarmähne, das Profil einer griechischen Göttin, ein sinnlicher, nie grundlos lächelnder Mund.

Gina Carano: zentraler Aktivposten des Metropolenhopping-Thrillers "Haywire", den Regisseur Steven Soderbergh ganz um ihre Kampfkünste herum gebastelt hat. (Foto: dpa)

Aber halt - noch ist es Zeit, den Rat eines Mannes zu beherzigen, der Mallory Kane einmal geliebt, engagiert, kontrolliert hat. "Mallory als Frau zu betrachten", sagt dieser Eingeweihte, "wäre ein unverzeihlicher Fehler."

Betrachten wir Mallory Kane also als Kampfmaschine. Sobald es auf engstem Raum um Leben und Tod geht, können ihre Katzenfüße plötzlich seitlich die Wände hinauflaufen, um ihren Körper wie ein Projektil in den Raum zu lancieren - diesem Aufprall hält kaum einer stand. Versucht ein Gegner, sie von hinten zu klammern, wird er wie ein Rucksack gegen das Mobiliar gedonnert. Und wenn man erst ihre Schenkeldruck-Schraubzwinge um den Hals spürt, schlägt auch schon der finale Gong. Mallory Kane, das gehört zu ihren Prinzipien, macht nur dann Gefangene, wenn sie ausdrücklich dafür bezahlt wird.

All das wäre nicht möglich, würde diese Mallory Kane nicht von einer wirklichen Kampfmaschine gespielt: Gina Carano ist ihr Name, und bis vor drei Jahren war sie ein fast ungeschlagener Champion in den "Mixed Martial Arts", wo Boxen, Thaiboxen, Jiu-Jitsu, Judo und Ringen eine unheilvolle Verbindung eingehen.

Der Regisseur Steven Soderbergh sah sie eines Nachts im Fernsehen kämpfen, und ohne Zweifel beging er den Fehler, sie auch als Frau zu betrachten. Was dann aber doch ein Glücksfall war, denn nun ist sie der zentrale Aktivposten seines lässigen Metropolenhopping-Thrillers "Haywire", den er ganz um ihre Kampfkunst herum gebastelt hat.

Mythische Qualität

Auf den ersten Blick unterscheidet sich Carano dabei kaum von den Hollywood-Beautys, die sich zum Beispiel bei Quentin Tarantino prügeln dürfen. Ihre Nase hat ihre Kampfjahre jedenfalls in perfekter Niedlichkeit überstanden.

Auf den zweiten Blick ist es dann umso wichtiger, dass sie eben doch jedem Zuschauer den Finger, den Arm oder das Genick brechen könnte. Eine Frau, die sich selbst derart mit Aktionen beglaubigen kann, ohne männliche Interferenzen - das hat eine mythische Qualität.

Da stört es dann auch nicht weiter, dass der Metropolenhopping-Agententhriller generell und auch hier ein müdgewordenes Genre ist, das dringend eines Tritts in die Eier bedarf.

HAYWIRE, USA 2011 - Regie, Kamera : Steven Soderbergh. Buch: Lem Dobbs. Mit Gina Carano, Ewan McGregor, Michael Fassbender. Concorde, 93 Min.

© SZ vom 08.03.2012/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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