Großformat:Amerikanische Landschaften

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In dieser Woche eröffnete in Montgomery, Alabama, das Mahnmal und Museum für die Opfer der Lynchmorde. Der Fotograf Andrew Lichtenstein dokumentierte die historischen Tatorte.

Von Andrian Kreye

(Foto: Andrew Lichtenstein)

Die Lynchmorde der Zeit nach dem amerikanischen Bürgerkrieg gehören zu den Abgründen der Geschichte. In Montgomery, der Hauptstadt des Bundesstaates Alabama, hat in dieser Woche das erste Nationaldenkmal der Vereinigten Staaten eröffnet, das dieses finsteren Kapitels gedenkt. Das National Memorial for Peace and Justice würdigt über 4400 Opfer der Lynchmorde und rassistischen Gräueltaten zwischen 1877 und 1950.

Der New Yorker Fotograf Andrew Lichtenstein bereist seit fast zehn Jahren die USA und macht Landschaftsaufnahmen von historischen Orten, die er zum Teil auch in seinem Buch "Marked, Unmarked" veröffentlichte. Anlässlich der Denkmalseinweihung hat er für die SZ Bilder von Tatorten solcher Lynchmorde aus dem Archiv gesucht. Zum Beispiel die Straßenkreuzung in Franklin County, Mississippi, die nach dem Ku-Klux-Klan-Führer James Seale und der Familie eines seiner Opfer benannt wurde.

(Foto: Andrew Lichtenstein)

Eine alte, heute aufgelassene Gefängniszelle in Subata, Missisippi. Dort wurden 1918 vier Afroamerikaner eingesperrt, um eine genügend große Lynchmeute zu sammeln. Es kam oft vor, dass Lynchopfer erst einmal ins Gefängnis geworfen wurden. Die vier wurden an einer nahen Brücke aufgeknüpft. 1942 wurden an derselben Brücke zwei weitere Afroamerikaner von einem "Lynch Mob" aufgehängt.

(Foto: ©Andrew Lichtenstein)

Ein Feld am Ufer des Sunflower River westlich des Städtchens Doddsville, Mississippi. Der Vater des späteren US-Senators James Eastland plante und leitete 1904 die Verschleppung des Landarbeiters Luther Holbert und seiner Frau, die angeblich seinen Bruder getötet hatten. Die beiden Afroamerikaner wurden von der Meute gefoltert, an einen Baum gebunden und bei lebendigem Leib verbrannt.

(Foto: Andrew Lichtenstein)

Am hundertsten Jahrestag der Ermordung Jesse Washingtons besuchen am 15. Mai 2016 seine Nachfahren in Waco, Texas den Tatort. Washington war ein geistig behinderter Teenager, der von einer rein weißen Jury in nur wenigen Minuten wegen eines Mordes an einer weißen Frau zum Tode verurteilt wurde. Ein Lynchmob von 15 000 Menschen verbrannte ihn auf einem Scheiterhaufen.

(Foto: Andrew Lichtenstein)

Nicht nur in den Südstaaten kam es zu Lynchmorden - das Foto zeigt die Straße in Coatesville, Pennsylvania, über die ein Mob 1911 den Stahlarbeiter Zachary Walker trieb, bevor er bei lebendigem Leib verbrannt wurde. Walker war aus dem Süden in die Stahlstadt gekommen, hatte einen Weißen in Notwehr getötet und war bei seiner Verhaftung verletzt worden. Der Mob zerrte ihn aus dem Krankenhaus.

© SZ vom 28.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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