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So sieht Brandlhubers Lebkuchenhaus aus. (Foto: Henning Kreitel)

Der Architekt Arno Brandlhuber ist nicht nur ein bedeutender Bau- sondern auch ein guter Backmeister. Zum ersten Advent hat er ein Lebkuchenhaus entworfen - inklusive Backanleitung.

Von Laura Weissmüller

Zum ersten Advent wünschten wir uns ein Lebkuchenhaus. Und zwar von dem Baumeister, der den Architekturdiskurs der Gegenwart vorantreibt, wie kaum ein anderer: Arno Brandlhuber. Berlin verdankt ihm eines seiner sprechendsten Häuser, weil der Architekt die rohe Unfertigkeit der Hauptstadt zum Gestaltungsprinzip für sein Galerie- und Atelierhaus in der Brunnenstraße gemacht hat. Wie bezahlbarer Wohnraum auch glamourös aussehen kann, zeigt Brandlhuber. Wie selbst bankrotte Kommunen ihn finanzieren können, erforscht er mit seinem Team und seinen Studenten.

Tatsächlich entwarf uns Brandlhuber zusammen mit Roberta Jurčić und Kristof Schlüßler nicht ein einzelnes Lebkuchenhaus, sondern - viel besser - sie entwickelten eine Herstellungsweise, die es jedem erlaubt, sein eigenes, ganz persönliches Lebkuchenhaus zu bauen. (Die Anleitung als Film findet sich unter: sz.de/1.3773921). Brandlhuber wählte als Beispiel die zwei Gebäude, die ihn zur Architektur brachten: die mit extrem günstigen Materialien nach dem Ersten Weltkrieg gebaute Kirche von Dominikus Böhm und Martin Weber, deren dünne Betonstützen im Inneren ihn als Ministrant Woche für Woche faszinierten. Und das Einfamilienhaus, in dem er aufwuchs, das alle zwei Jahre zur Baustelle mutierte, weil der Vater mal die Garage, mal das Arbeitszimmer umbaute.

Von diesen Gebäuden suchten die drei über Google Earth acht bis zwölf Bilder von allen Seiten und erzeugten daraus dann ein dreidimensionalen Datensatz, den sie mit einem einfachen 3-D-Drucker ausdruckten. "Genau so machen wir Architektur", sagt Brandlhuber. "Die Form und die Wahl des Materials entstehen aus den Informationen zu den Außenbedingungen." Von dem ausgedruckten Haus aus Plastik erstellten sie mit lebensmittelverträglichem Silikon einen Abguss. Fertig war die wiederverwendbare Form für das vollmassive Lebkuchenhaus. Das übrigens nicht aus Nürnberger Teig entstand, sondern nach einem Spezialrezept von der Schwester der Oma von Kristof Schlüßler. Sie haben es gewählt, weil es einen hohen Ei-Anteil hat und so etwas fester beim "Ausschalen" ist. Architekten backen eben auch anders. Nur haben sie Backpulver statt Hirschhornsalz und Pottasche verwendet, da die nur für flache Backwaren geeignet sind.

Hier das Rezept:

Am ersten Tag wird der Vorteig hergestellt. Dazu 375 Gramm Mehl, 500 Gramm flüssigen Honig und 10 Gramm Pottasche verrühren und in der Schüssel mit einem Tuch bedeckt ruhen lassen. Am zweiten Tag vier Eier, 375 Gramm Zucker, 10 Gramm Pottasche und 5 Gramm Hirschhornsalz schaumig rühren. Eine Tüte Pfefferkuchengewürz, 250 Gramm gehackte Mandel, 100 Gramm Zitronat, 100 Gramm Orangeat, eine halbe Zitrone und 625 Gramm Mehl dazugeben. Das Ganze mit dem Vorteig vermischen, in die Form gießen und im Ofen bei 150 Grad 40 Minuten backen.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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