"Ghostbusters Legacy" im Kino:Geist der Familie

Lesezeit: 3 min

Finn Wolfhard, Mckenna Grace und Logan Kim in "Ghostbusters: Afterlife". (Foto: Kimberley French/AP)

Regisseur Jason Reitman war schon als Kind bei den Dreharbeiten zu "Ghostbusters" dabei. Jetzt hat er eine sehr liebenswerte Fortsetzung gedreht.

Von Anke Sterneborg

Unter einer schmuddeligen Plane in einer vollgerümpelten Scheune kommt ein alter verstaubter, cremeweißer Cadillac zum Vorschein, mit kecken Heckflossen und Ghostbusters-Logo auf den Seiten: der berühmte Ecto 1 aus dem ersten Film des Franchises, das seit 1984 immer neue Filme und Serien hervorgebracht hat. Es ist ein magischer Moment, wenn der 15-jährige digital native Trevor im Jahr 2021 diese Vintage-Entdeckung macht. Spätestens da ist klar, dass dieser Film das Herz am rechten Fleck hat, mit einer guten Balance aus Nostalgie und Frische. Parallel entdeckt seine etwas jüngere Schwester Phoebe (Mckenna Grace) den Protonenrucksack und die Geisterfalle, die Gerätschaften, mit denen ihr Großvater Egon Spengler und seine Kumpels Dr. Peter Venkman (Bill Murray), Dr. Raymond Stantz (Dan Aykroyd) und Dr. Winston Zeddemore (Ernie Hudson) in den Achtziger-Jahren die Geister aus dem Big Apple saugten. Ein bisschen so, als würde man auf dem Dachboden die mechanischen Spielzeuge der Großeltern finden. Aus dem schrulligen Großvater wird damit jedenfalls eine Legende, und die Enkel sind mittendrin in ihrer Familiengeschichte, übernehmen sozusagen die Familiengeschäfte.

Glubsch: der Geist Muncher in "Ghostbusters: Afterlife". (Foto: AP)

Und das wiederum gilt auch für Jason Reitman, der als siebenjähriger Junge schon auf dem Set des Pop-Phänomens "Ghostbusters" herumtollte, wo er dessen DNA sozusagen in die Wiege gelegt bekam, diese irre, neue Mischung aus komischem Understatement, ausgelassenem Abenteuer, irrer Science-Fiction und gerade noch jugendkompatiblem Horror. "Ein Film für die Familie, über eine Familie und von einer Familie": Jason Reitman ignoriert das holprige Frauen-Intermezzo von Paul Feig, beerbt stattdessen ganz direkt seinen Vater Ivan und spinnt die Geschichte der Geisterjäger durch die Generationen weiter, was schon mal eine ziemlich gute Idee ist. So gut, dass sie auch ihn selbst überzeugte, obwohl es sicher ein komisches Gefühl war, für den Arthouse-Indie-Regisseur von Filmen wie "Thank you for Smoking", "Juno" und zuletzt "Tully" nach zwei Oscarnominierungen plötzlich den Vater im Regiestuhl neben sich sitzen zu haben. Meistens sei das wundervoll gewesen bekundet der Sohn, aber: "Stellen Sie sich vor, Ihr Vater kommt mit Ihnen zur Arbeit und hat zu jeder Entscheidung, die Sie treffen, etwas zu sagen."

Neben dem Titelsong wurde aus den Archiven von damals vieles geborgen

Gestritten wurde dann wohl nur über die Menge des Schleims, der Sohn wollte weniger, der Vater mehr. Und einen tollen Hinweis habe er auch bekommen, nämlich auf die Bedeutung des Windes als geisterhafte Präsenz. Überhaupt, die Geräusche: Neben dem Titelsong wurde von der Ecto 1-Sirene bis zu den rollenden Wolken aus den Archiven von damals vieles geborgen und eingearbeitet, so wie auch auf der Special-Effects-Ebene die analogen Tricks von damals mit den digitalen von heute verwoben wurden, der Retroflair mit der Zukunft, eine Hommage an den Vater mit der Brücke zu den Kindern. So wie einst die Kinder, die E.T. auf den Weg in seine ferne Heimat brachten, erleben jetzt auch die liebenswerten Nerds Trevor und Phoebe mit ihren Ghostbusters-Abenteuern ein magisches Kino-Coming of Age auf dem amerikanischen Land. (Gedreht in der kanadischen Heimat der Reitmans.)

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Die alleinerziehende Mutter Callie (Carrie Coon) und ihre beiden Kinder schlagen sich mühsam durchs Leben. Als sie die Nachricht vom Tod des entfremdeten Vaters und Großvater bekommen, hoffen sie auf ein rettendes Erbe. Doch das verfallene Spukhaus, das sie nach einer längeren Reise von New York nach Summerville, Oklahoma vorfinden, erinnert eher an das baufällige Ungetüm, in dem James Stewarts Mr. Hobbs einst Ferien mit seiner chaotischen Großfamilie machte. Teenager, die in ländlicher Umgebung erwachsene Probleme lösen, da denkt man natürlich sofort an Steven Spielberg. Dessen E.T.-Spirit wiederum schlug auch schon in der Fernsehserie "Stranger Things" durch, in der Finn Wolfhard, der jetzt Egon Spenglers Enkel spielt, auch schon mal das Ghostbusters-Kostüm trug... Wie gesagt, eine family affair.

Neuzugang in der Geschichte der Ghostbusters ist Mr. Gooberson, der Sommerschullehrer von Phoebe, der sich bald auch für ihre Mutter interessiert. Paul Rudd agiert hier sozusagen im Geiste von Bill Murray, ein bisschen weltfremd versponnen, aber doch total geerdet, und vor allem sehr improvisiert komisch. Er ist ja schließlich durch die Stand-up Comedy-Schule von Judd Apatow gegangen. Entsprechend jungenhaft reagiert er dann auf das ausgeprägte Spezialwissen von Phoebe, und auf die kleine Armee umtriebiger Michelin-Männchen, die sich aus einer Marshmellow-Tüte in den Supermarkt ergießen. Die allein sind schon das Kinoticket wert, zusammen mit den Gastauftritten der Ur-Ghostbusters, zu denen sich der 2014 verstorbene Co-Autor Harold Ramis in Gestalt eines luftigen Geistes gesellt.

Ghostbusters: Afterlife , Kanada/USA 2021 - Regie: Jason Reitman. Buch: Gil Kenan, Jason Reitman. Kamera: Eric Steelberg. Mit: Finn Wolfhard, Mckenna Grace, Carrie Coon, Paul Rudd, Sigourney Weaver, Bill Murray. Verleih: Sony Pictures. 124 Minuten. Kinostart: 18.11.2021.

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