Gesellschaft und Psychologie:Hauptsache, mir geht es gut

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Ein kurzes Aufbegehren gegen Alternativlosigkeit und die Zwänge zur Selbstoptimierung: Occupy Wall Street, 2012. (Foto: Reuters)

Warum Menschen sich nur um die eigenen Bedürfnisse kümmern - oder davon ausgehen, dass sich eh nichts ändern lässt. Und wie die Demokratie aus dieser Krise rauskommt.

Von Dieter Thomä

Menschen, die einen Besuch beim Zahnarzt hinter sich haben, schwärmen von dem schönen Moment, da der Schmerz nachlässt. Mit Krisen ist es genauso. Wenn sie überstanden sind, atmet man durch, köpft ein Bier - und es schmeckt besser als sonst. Bei den Krisen, die unsere Welt in den letzten zehn Jahren durchgeschüttelt haben, ist dieser Effekt ausgeblieben. Finanzkrise, Euro-Krise und Flüchtlingskrise haben kein Ende gefunden, sondern Ableger gebildet. Der Brexit kommt, die Bundesrepublik Chemnitz ist schon da. Wenn sich denn alle Beteiligten von den Rändern und aus der Mitte der Gesellschaft auf etwas einigen können, dann ist es die allgemeine Verunsicherung. Wenn Krisen nicht enden wollen, dann liegt dies daran, dass ihre Ursachen tief sitzen und stark wirken. Alles hängt mit allem irgendwie zusammen: globalisierte Kapitalflüsse und Migrationsströme, populistische Massenbewegungen, Gewalt und Terror, Verdrossenheit und Verrohung. Die Krisen, die in dieser Gemengelage entstehen, sind nicht von der Art, dass man ein paar Experten mit ihrer Lösung beauftragen könnte.

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