Filmtipp des Tages:Der düstere Charme der Bohème

Im Berlin der Neunzigerjahre wird Sven Marquart zum berühmtesten Türsteher der Republik, tätig unter anderem im Berliner Technoclub Berghain. Zuvor fotografierte er über Jahre die DDR-Bohème am Prenzlauer Berg. Der Film "Schönheit und Vergänglichkeit" zeichnet ein sehr persönliches Künstlerportrait

Wie er sich sein Bohèmeleben am Prenzlauer Berg in den Achtzigerjahren leisten konnte, kann sich Sven Marquart im Rückblick auch nicht mehr erklären. Dass er Fotografieren lernt, ist für Marquart der Schutz davor, in einem Bürojob eingesperrt zu werden. Und dann fotografiert er die subkulturelle Szene in Ost-Berlin. Seine Schwarz-Weiß-Bilder sind häufig erotisch, immer bizarr und düster. 1984 stellt Marquart zum ersten Mal seine Fotografien gemeinsam mit Weggefährte Robert Paris aus. Doch nach dem Fall der Berliner Mauer zerbricht die DDR-Bohème, und auch Marquart verliert das Interesse am Fotografieren. In den Neunzigerjahren arbeitet er als Türsteher vor dem Berliner Club Ostgut, und als dieser schließt, beim berüchtigten Technoclub Berghain. Kein Türsteher in der Republik wird so berühmt wie Marquart. 25 Jahre später fotografiert er wieder, diesmal für internationale Fashionlabels. Regisseurin Annekatrin Hendel zeichnet in ihrem vierten Film "Schönheit und Vergänglichkeit" ein sehr persönliches Bild dreier Künstlerfreunde. Es ist die Geschichte von Sven Marquart, Robert Paris und Dominique "Dome" Hollstein , die sich in der Ostberliner Punkszene kennenlernen, einig in ihrem Drang nach Radikalität und Freiheit, und jetzt, 30 Jahre später, noch einmal versuchen, Fotos mit derselben Intensität von damals zu machen.

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Schönheit und Vergänglichkeit , D 2019, Regie: Annekatrin Hendel, Mo., 9., und Sa., 14. Dez., 18.15 Uhr, Werkstattkino, Fraunhoferstraße 9, t 260 72 50

© SZ vom 09.12.2019 / DRE - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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