Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

Mitreißend ist "Blinded by the light" von "Kick it like Beckham"-Regisseurin Gurinder Chadha. "Gloria" verliert in der Neuverfilmung an Charme - trotz Julianne Moore.

Von den SZ-Kinokritikern

Das zweite Leben des Monsieur Alain

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(Foto: dpa)

"Ich ruhe aus, wenn ich tot bin", sagt Alain Wapler, Generaldirektor eines großen Automobilkonzerns, und dann kommt es tatsächlich fast soweit. Der Mann braucht eine Lektion, und bekommt sie, so wie Peugeot-Chef Christian Streiff, auf dessen Erfahrungen die Buchvorlage basiert. Nach einem Schlaganfall redet er zwar immer noch ungebremst im Kommando-Ton, wegen Sprachstörungen aber ziemlichen Unsinn. Die Verführung eines Workaholics zum achtsamen Leben ist unter der Regie von Hervé Mimran ziemlich ausgetretenes Terrain, bekommt dann aber doch eine besondere Note, durch Fabrice Luchini, der die Merkwürdigkeiten seines neuen Lebens mit kindlichem Staunen sortiert.

Aardvark

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(Foto: LINDA KALLERUS; |Copyright Kinostar Filmverleih GmbH)

Was ist wirklich und was nicht? Diese Frage stellt sich nicht nur Zachary Quinto als psychisch kranker Mann, sondern bald auch seine Therapeutin. Was vermutlich als Versuch gedacht war, dieses Verwirrspiel auf den Zuschauer zu übertragen, endet in einem völlig konfusen Film. Brian Shoafs "Aardvark" ist unbehaglich und seltsam. Es bleibt die Frage: Was soll das?

Congo Calling

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(Foto: Copyright Daniel Samer)

Armut, Kannibalismus, Gewalt: Die Entwicklungshelfer Peter und Anne-Laure sowie der Wissenschaftler Raul wollen etwas im Osten der Demokratischen Republik Kongo bewegen, müssen jedoch jeweils mit ihren ganz eigenen Rückschlägen umgehen. Stephan Hilpert zeigt die persönlichen Schicksale der drei Visionäre, die immer um die Frage kreisen: Wie hilfreich ist die Unterstützung westlicher Helfer in Afrika wirklich? Eine berührende Reise in den Kongo.

Crawl

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(Foto: Photo Credit: Courtesy Paramount; Copyright 2019 Paramount Pictures Corporation)

Ein Hurrikan Stärke 5 trifft auf Florida, die Menschen sind schon evakuiert. Nur in einem Kriechkeller am Rand der Sümpfe liegt ein verletzter Mann mit seiner Tochter, festgehalten vom steigenden Wasser - und von Alligatoren, die Beute wittern. Alexandre Aja baut ein klaustrophobisches Szenario und lässt darin etwas los, das lange bloß noch als Parodie existierte: Ein Creature-Feature, realistisch genug, um in Erinnerung zu rufen, wie hart oder smart dieses Horror-Subgenre tatsächlich sein kann.

Die Einzelteile der Liebe

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(Foto: Markus Koob; Copyright dffb 2019)

Sophie und Georg verlieben sich, nachdem diese hochschwanger von ihrem Freund sitzen gelassen wird. Georg übernimmt daraufhin die Vaterrolle für den kleinen Jakob, doch die Beziehung scheitert nach einigen Jahren. In lakonischen Episoden erzählt das Familiendrama von Miriam Bliese rückblickend vom Ringen um Liebe, Arbeitsteilung und Sorgerecht im ästhetisch inszenierten Zwischenraum. Wie findet man zwischen Tür und Angel die richtige Balance zwischen Patchwork, neuem Partner und Selbstverwirklichung?

Gloria

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(Foto: dpa)

Julianne Moore in Blümchenkleid und mit Nerdbrille. In Gloria spielt sie eine geschiedene Mittfünfzigerin, die sich neu verliebt. Nur lässt sich ihr paintballspielender Traummann von seiner Vergangenheit einholen. Der chilenische Regisseur Sebastián Lelio hat seinen Film aus dem Jahr 2013 noch einmal in Hollywood gedreht. Das Ergebnis: Starbesetzt, aber steif, glatt und längst nicht so lustig.

Endzeit

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(Foto: dpa)

Ein feministischer Zombie-Film! Aus Deutschland! Carolina Hellsgard adaptierte einen Comic von Olivia Viewegs, Vieweg schrieb selbst das Drehbuch. Zwei junge Frauen, die zarte Vivi und die schlagkräftige Eva, kämpfen sich darin nach der Zombie-Apocalypse durch Thüringen. Klar gibt es Kämpfe gegen grunzende Untoten - mehr noch aber interessiert die Autorinnen die Freundschaft der Mädchen und die märchenhaft entvölkerte Natur. Das Genre wird mit weiblicher Handschrift überschrieben, zart und hart: Eine "Gärtnerin" zieht prächtiges Gemüse, auf einem Humus aus Leichen.

I Am Mother

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(Foto: dpa)

Ein junges Mädchen wird allein von einem klobigen Roboter in einer unterirdischen Bunkeranlage großgezogen. Die Welt draußen sei komplett verwüstet, behauptet die Maschine, auf den Schultern des Kindes laste die Zukunft der Menschheit. Aber eine Überlebende, die eines Tages vor den Bunkertoren steht, sät Zweifel an der Geschichte des fürsorglichen Roboters. Will der Androide wirklich nur das Beste für die Menschen? Mit schauspielerischer Minimalbesetzung spielt das Filmdebüt von Grant Sputore auf der Höhe der Debatte um künstliche Intelligenz ein ausgefeiltes Horrorszenario zwischen Mensch und Maschine durch.

Paranza - Der Clan der Kinder

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(Foto: dpa)

Der 15 Jahre alte Nicola und seine Gang haben nur einen Traum: Einmal selbst als Mafia-Bosse über Neapel herrschen. Als bei einer Hochzeit die Führungsriege der organisierten Kriminalität der Stadt festgenommen wird, geht der Wunsch der Jugendlichen schneller als erwartet in Erfüllung. Die Verfilmung des ersten Romans von Roberto Saviano durch Claudio Giovannesi folgt den jugendlichen Laienschauspielern in die finstersten Gassen, sieht aber immer weg, wenn es zu schlimm wird. Ein Problem vieler Mafia-Filme: Die kleinen und großen Verbrechen der Kinder erscheinen etwas zu harmlos und nachahmungswürdig.

Stuber - 5 Sterne Undercover

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(Foto: Copyright 2019 Twentieth Century Fox)

Vic, der LA-Cop, hat ein Trauma, einen Partner-Tod bei einem gemeinsamen Einsatz, deshalb ist er nun fanatisch hinter dem mörderischen Oka her. Stu hat einen Traum, er jobbt als Uber-Fahrer und hätte gern eine Fünf-Sterne-Bewertung. Vic scheint da wahrlich nicht der richtige Fahrgast, als er nach einer Augen-OP nicht sehen und selber fahren kann - aber gerade einen heißen Tip wegen Oka kriegt.. . Dave Bautista (Guardians of the Galaxy) ist Vic, der Stand-up-Comedian Kumail Nanjiani ist Stu, der Film von Michael Dowse nutzt das Gefälle zwischen beider Motivationen für einen Mix aus brutaler Action und Slapstick, und hat schön viel Zeit für reflexive Momente. Den Killer gibt der Martial-Arts-Mann Iko Uwais (The Raid).

Blinded by the Light

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(Foto: dpa)

Tradition versus Moderne, Indien versus England, Restriktionen versus Freiheit - diese Geschichte ist das Lebensthema der indischen Regisseurin Gurinder Chadha. 17 Jahre nach "Kick it like Beckham" präsentiert sie sie noch einmal ganz frisch, mit einer entwaffnenden Mischung aus harschem Realismus und wahrhaftigen Gefühlen. Als Teenager mit pakistanischen Wurzeln in einer trostlosen Kleinstadt im Thatcher-England der achtziger Jahre, sitzt Jarved (Vivelk Kalra) zwischen allen Stühlen. Doch mit Unterstützung der Songs von Bruce Springsteen, setzt er seinen Schriftstellertraum gegen alle Widrigkeiten seiner Herkunft durch, bis sich die graue Welt arbeitsloser Väter und rassistischer Skinheads im mitreißenden Drive eines Musicalmoments auflöst.

Good Boys

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(Foto: dpa)

Forschungsfreudige Sechstklässler wappnen sich für die erste Kussparty, setzen die Drohne des Vaters zu Forschungszwecken auf ein Pärchen aus der Nachbarschaft an und von da an geht alles schief, was schief gehen kann. Auf den Spuren von Judd Apatows zotigen Komödien mit Herz haben Lee Eisenberg (Drehbuch) und Gene Stupnitsky (Drehbuch und Regiedebüt) sozusagen eine Art "Superbad"- Prequel gebastelt. Seine Komik bezieht der Film aus der Diskrepanz zwischen den guten Jungs und den schmutzigen Worten, Drogen und Sexspielzeugen, mit denen sie so ahnungslos wie forsch hantieren, und aus dem rührenden Charme der drei jugendlichen Darsteller.

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