Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

Die Actionkomödie "Sweethearts" ist unterhaltsam, aber nicht spätpubertär albern. Und in "Alita: Battle Angel" zeigen Cyborgs Mitgefühl.

Von den SZ-Kinokritikern

Ailos Reise

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(Foto: Marko Junttila; Copyright Borsalino Productions - Gaumont - MRP Matila Rohr Productions)

Über Bäumen und Wiesen liegt eine dicke Schneedecke, sogar die Geweihe der Rentiere sind mit einer Eisschicht überzogen. Es ist extrem kalt, doch die winterliche Landschaft Lapplands belohnt den Dokumentarfilmer Guillaume Maidatchevsky mit eindrucksvollen Bildern. Hier kommt Ailo zur Welt, ein kleines Rentier, das schnell lernen muss, um nicht Opfer von Raubtieren zu werden. Angenehm ruhig berichtet Anke Engelke als Erzählerin von seinem ersten Jahr, nur scheint sie dabei etwas zu genau zu wissen, was die Tiere denken.

Alita: Battle Angel

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(Foto: Copyright Twentieth Century Fox)

Die Cyborgs haben uns mittlerweile so einiges voraus, zumindest in Alita: Battle Angel. Hauptsächlich in Sachen Empathie. Die Verfilmung des Scifi-Klassikers von James Cameron und Robert Rodriguez ist über seine zwei Stunden sehenswert - auch wenn das Setting der kriegsgebeutelten dystopischen Zukunft nicht neu ist, so ist es visuell spannend umgesetzt. Vorallem Rosa Salazar reißt die Nummer als eigensinnige, verletzliche und großherzige, nun, Kampfmaschine. Wer hat je behauptet, es käme auf die Größe an?

Die Blüte des Einklangs

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(Foto: dpa)

Juliette Binoche spielt eine französische Journalistin, die in einem Wald in Japan ein Kraut namens "Vision" sucht, das Heil und Glück bringt und nur alle tausend Jahre blüht. "Welche Schönheit!", haucht sie am Ende, und damit kann hier ebenso die Natur gemeint sein wie auch Naomi Kawases im gleißenden Licht badender Film - und seine Kunst der fortwährenden Transformation, in der nichts jemals an ein Ende kommt (siehe Feuilleton vom Mittwoch).

Club der roten Bänder

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(Foto: dpa)

Bei diesem Kino-Spin-off der Fernsehserie handelt es sich um ein Prequel nach dem Motto "Wie alles begann". Den Club der jugendlichen Krebspatienten gibt es also noch nicht, man darf aber dabei zuschauen, wie sie alle krank und kränker werden. Damit es nicht zu deprimierend wird, hat man eine Buddykomödie mit Tim Oliver Schultz und Jürgen Vogel eingebaut, sowie pathetische Drehbuchsätze à la "Wie wichtig wir uns einmal werden sollten, konnten wir noch nicht wissen". Wissen kann man allerdings, dass Felix Binder hier eine überlange Serienfolge inszeniert hat, die nicht davon profitiert, dass im Kino alles größer ist.

Impulso

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(Foto: Copyright Jour2fête)

"Ich muss mich verlieren in meinem Tanzen", sagt die Tänzerin Rocío Molina, "und das ist dann, wo ich mich finde." Sie hat, gemeinsam mit ihren Musikern, den Flamenco zu einer ganz persönlichen, radikalen, erschöpfenden Form gebracht. Der Filmemacher Emilio Belmonte folgt ihr bei der Arbeit an einer neuen Performance, von den ersten Klängen und Rhythmen bis zur Premiere in Paris. Jeder tanzt in dieser Kunst für sich, höchste Konzentration und intensive Improvisation, vier Stunden lang, aber die Erwartung dabei ist, dass gerade aus den Momenten der Erschöpfung kreativ etwas entsteht. Wunderbar die Szenen auf der Bühne mit der alten La Chana, die eine grandiose Flamencotänzerin war in den Sechzigern und Siebzigern. Sie kann nun nur noch im Sitzen tanzen, aber das tut sie mit einer wahnwitzigen Wucht.

Luft

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(Foto: |Copyright PRO-FUN MEDIA)

Wie macht man Luft hör- und sichtbar? Anatol Schusters gleichnamiges filmisches Gedicht vermag es: Atmosphärisch unglaublich dicht und mit einem bemerkenswerten Klangbild erzählt es von der ersten große Liebe zwischen zwei Mädchen. Unerfüllte Sehnsucht verwebt sich mit schmerzhafter Erinnerung und dem Gefühl des Loslassens. Eine seltene Intensität in ästhetisch durchkomponierten Aufnahmen, die Begehren und Verlust als wechselseitiges Gefühl spürbar machen.

Sweethearts

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(Foto: dpa)

Die taffe, alleinerziehende Mel und die unter Angstzuständen und Panikattacken leidende Franny kollidieren als Juwelenräuberin und Geisel miteinander. Die Harte und die Hysterische auf engstem Raum im abgerockten Honda, auf einer wilden Flucht vor Cops und Gangstern. Ein Buddymovie, das mal nicht von Männern erzählt, sondern von zwei tollen Frauen. Eine Actionkomödie, die sehr unterhaltsam, aber nicht spätpubertär albern ist, sondern ausgesprochen komisch und gefühlvoll, dieser Drahtseilakt gelingt Karoline Herfurth in ihrer zweiten Regiearbeit, in der sie mit Hannah Herzsprung ein starkes Duo bildet, umgeben von liebenswerten, illuster besetzten Nebenfiguren.

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