Film:Pierfrancesco Favino

(Foto: Koch Films)

In "Suburra" hat der Schauspieler Pierfrancesco Favino eine Szene der Grenzüberschreitung, in der alles fließt - eine Parabel auf Sehnsüchte der Gegenwart.

Von Tobias Kniebe

Politik, Prostitution, Erpressung, Mafiamorde und Bauprojekte - in dieser Mischung wirkt Stefano Sollimas "Suburra" so ziemlich wie jeder andere je gedrehte Mafiafilm. Die Figur des Abgeordneten Malgradi aber, gespielt von Pierfrancesco Favino, bleibt im Gedächtnis. Im Parlament in Rom ist er eine arme Wurst, Mauscheleien und Kompromissen unterworfen. Umso heftiger lässt er privat die Sau raus. Seine Sex- und Koksorgie mit zwei Edelprostituierten im Luxushotel ist die Einstiegssequenz des Films. Bevor dann alles ganz furchtbar wird, darf Malgradi den Moment seiner Befriedigung zelebrieren: Er tritt er im strömenden Regen auf den Hotelbalkon und uriniert mit ausgebreiteten Armen in die Nacht hinaus. In diesem Bild der Grenzüberschreitung, in dem alles fließt, steckt die schwarze Sehnsucht der Gegenwart nach dem Ende aller politischen Kompromisse.

© SZ vom 28.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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