Kultur:Rettung von Programmkinos: Mainz will Standorte sichern

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Sitze in einem Kinosaal. (Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild)

Programmkinos stehen vor Herausforderungen. Neue Strategien sind nötig, um die Arthouse-Kultur zu erhalten. Städte und Kommunen bieten Unterstützung an - doch reicht das zum Überleben?

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Mainz (dpa/lrs) - Kinos haben einen schweren Stand: Konkurrierende Streaming-Anbieter, weniger Besucher und steigende Immobilienpreise erschweren das Überleben der Filmtheater. Die Stadt Mainz will zwei erst kürzlich geschlossene Programmkinostandorte selbst neu anmieten und somit langfristig sichern.

Die Mainzer Kinos „Capitol“ und „Palatin“ sollten dann an professionelle Betreiber untervermietet werden, kündigte Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) am Dienstag in Mainz an. Einen Mietvertrag über zehn Jahre für das „Capitol“ habe die Stadt bereits unterschrieben. Ab Mitte November könnten sich professionelle Kinobetreiber bewerben. Die Wiederaufnahme des Kinobetriebs solle im Frühjahr 2024 sein. „Wir wollen, dass die Lücke so klein wie möglich bleibt“, betonte Grosse.

Auch der Erhalt des „Palatin“ ist Grosse zufolge in „den finalen Zügen“. Der neue Eigentümer des Gebäudes habe dem Vorschlag der Stadt zugestimmt, in dem geplanten Neubau wieder ein Kino zu errichten.

Programmkinos droht das Aussterben

Warum die städtische und kommunale Unterstützung so wichtig ist, zeigen die Besucherzahlen der vergangenen Jahre: Vor der Corona-Pandemie sind etwa 25,7 Millionen Menschen in die deutschen Kinos gegangen, 2022 waren es nach Angaben der Filmförderungsanstalt (FFA) nur noch 19,3 Millionen. Der Rückgang mache sich besonders bei Programmkinos bemerkbar, sagte Jörg Jacob vom Programmkino „UNION-Studios für Filmkunst“ in Kaiserslautern. „Es ist unglaublich schwer, gegen die ganzen neuen Medien anzukommen.“

Auch steigende Immobilienpreise sind ein Problem für Programmkinos. „Wenn der Vermieter mehr Geld verlangt, kann man die Kosten einfach nicht mehr tragen,“ sagte Jacob. Die Unterstützung von Städten und Kommunen spiele eine entscheidende Rolle, sagte Klaus Endres, Mitgründer des Programmkinos „Pro-Winzkinos Hunsrück e.V.“. „Als wir unseren Mietvertrag abgeschlossen haben, war das ein großes Risiko - ohne die Bürgschaften von Stadt und Verbandsgemeinde wären wir das nicht eingegangen.“

Kulturarbeit braucht Sicherheit

Längst sind Programmkinos auf der Suche nach eigenen Lösungen, um ihre Existenz zu sichern. „Der Trend geht zu multikulturellen Zentren,“ sagte Jacob. So können die Räumlichkeiten nicht nur als Filmtheater, sondern auch als Darbietungsort für verschiedene multimediale Angebote genutzt werden. Doch das reiche nicht aus. „Dafür muss es halt auch Geld geben - für Renovierung, neues Equipment“, erklärte er. Es sei notwendig, dass Programmkinos gefördert würden - „finanziell und auch durch eine positive Sicht auf das soziale und sinnliche Kinoerlebnis“.

Mehr Engagement von Kommunen könne der Kulturarbeit helfen, sagte Endres. „Wenn sie nicht wollen, dass ihre Innenstadtbereiche völlig aussterben und stattdessen das kulturelle Leben an Begegnungsstätten erhalten wollen, dann müssen sich auch die Kommunen engagieren“, erklärte er. „Und sei es nur durch Bürgschaften, die für mehr Sicherheit bei notwendigen Investitionen sorgen.“

Bundesweit gab es 2022 nach Angaben der FFA 1730 Kinos in Deutschland, davon 578 Programmkinos. Damit galt rund ein Drittel (33 Prozent) aller Kinos in Deutschland komplett oder mit einzelnen Leinwänden als Programmkino. Im selben Jahr zählte Rheinland-Pfalz 16 Programmkinos.

© dpa-infocom, dpa:231030-99-761743/4

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