Film-Fernseh-Fonds Bayern:Der perfekte Scheck

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Bilanz und Trends der Filmförderung

Von Bernhard Blöchl, München

Die Akteure der bayerischen Filmwirtschaft denken groß und international, was sich mitunter in ihrer Sprache niederschlägt. Beim Jahresempfang des Film-Fernseh-Fonds Bayern (FFF) fiel der Begriff "Powerbank" des deutschen Films, den FFF-Geschäftsführerin Dorothee Erpenstein in den Mund nahm. Kein Wunder angesichts der Rekordsumme von 43,5 Millionen Euro ("bundesweit herausragend"). Im Klartext heißt das: Noch nie wurde mehr Fördergeld in Filmprojekte, Games, Kinos, Verleihe und Festivals mit bayerischer Beteiligung gesteckt als 2019, was die ebenfalls anwesende Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) zu der spitzen Bemerkung verleitete, da bekomme der Finanzminister Schnappatmung. Erpenstein betonte in ihrer Rede neben all den Erfolgen (die vier deutschen Filme mit mehr als einer Million Zuschauer waren alle vom FFF gefördert) vor allem die regionale Wirkung des Fördersystems. Schließlich wird das Geld in Bayern ausgegeben - auch bei internationalen Produktionen wie etwa "Guns Akimbo" mit Daniel Radcliffe, der unter anderem in Dachau gedreht wurde.

Beruhigend für die Geldgeber ist es, wenn "Scheck is back" gerufen wird, noch so eine Branchenformulierung, die immer dann erklingt, wenn ein Film erfolgreich genug war, damit die Förderdarlehen zurückgezahlt werden können. FFF-Gelder sind ja bedingt rückzahlbare Darlehen. Jüngst geschehen bei der Komödie "Das perfekte Geheimnis", dem erfolgreichsten deutschen Film 2019 mit nun mehr als fünf Millionen Zuschauern. Symbolisch überreichten die Schauspieler Elyas M'Barek und Florian David Fitz einen Scheck mit der Summe 1,8 Millionen Euro, Betreff: "Der perfekte Scheck".

Damit auch die Zukunft möglichst perfekt wird, drehte man an diversen Stellschrauben. So rückte etwa die Stoffentwicklung verstärkt in den Fokus der Förderer. Die Entwicklung der Geschichten sei "ein entscheidendes Auswahlkriterium", sagte Dorothee Erpenstein. Die Fördersummen für die Stoff- und Projektentwicklung haben sich im Vergleich zu 2018 auf 800 000 Euro nahezu verdoppelt; inzwischen wird auch die Konzeption von Serien gefördert. Angeboten werden zudem Drehbuchcamps. Zum anhaltenden Serienboom passte eine weitere Nachricht: Seit 1. Januar ist Sky Deutschland neuer Gesellschafter des FFF. Der Unterföhringer Konzern reiht sich damit ein in die potente Liste aus Freistaat Bayern, Bayerischer Rundfunk, Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM), ZDF, ProSiebenSat.1 und RTL. Für Marcus Ammon (Sky) sei der Schritt ein Bekenntnis zum Standort Bayern und zu den hier ansässigen Künstlern und Produzenten.

Ministerin Gerlach betonte die Bedeutung von VFX (visuelle Effekte, "ein digitaler Leuchtturm") und Games. 2,5 Millionen Euro flossen im Jubiläumsjahr 2019 (zehn Jahre Computerspielförderung) in die Branche, wobei es sich nicht nur um Spielerei handele, wie sie sagte. Großprojekte wie "XR Hub Bavaria" mit Fokus auf Virtual Reality und Augmented Reality zeigten, wie auch Unternehmen von den Technologien profitieren können. En passant regte Judith Gerlach eine Diskussion an: Wie geht man bei der Förderung mit finanziell weniger gut ausgestatteten Filmen um? Eine wichtige Frage, über die zu sprechen sein wird. Gerne in einer öffentlichen Debatte.

© SZ vom 01.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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