Festival:Hohe Ansprüche

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Weit oben in den Charts sah Tony Esposito (links) viele seiner zum Beispiel von Boney M gecoverten Songs. An der Seite des Pianisten Mark Kostabi spielt der italienische Schlagzeuger Jazz. (Foto: Verdiana Patacchini)

Seit 25 Jahren gibt es das alpenländische "Outreach Festival". Es soll Heimatverbundenheit und Weltoffenheit vereinen

Von Oliver Hochkeppel

Den Tiroler Trompeter Franz Hackl könnte man als lebenden Gegenentwurf zu hohlen Heimatklischees und xenophobem Nationalismus betrachten. Er stammt aus Schwaz bei Innsbruck, wo ihn heute noch alle nur Franzi nennen, und zur Trompete fand er nahezu zwangsläufig: Schon sein Vater war ein erfolgreicher klassischer Trompeter - und Trompetenbauer. Bis heute betreiben sie gemeinsam die Instrumentenschmiede "Hacklmusic", aus der hochwertigste, auffällig designte und innovative Trompeten kommen wie die einzigartige "Hybrass" halb aus Metall, halb aus Holz.

Die große Blasmusik-Tradition Tirols bestimmte Hackls Lehrjahre. Bereits mit 14 wurde er Solotrompeter bei den Original Tiroler Kaiserjägern. Doch die entscheidende Wende brachten seine Besuche in der "Eremitage", einem kleinen Schwazer Café, in dem Jazz gespielt wurde. Hackl verschrieb sich also ganz dem Jazz und ging nach New York, wo er seitdem seinen Hauptwohnsitz hat und fester Bestandteil der Szene ist. Doch die Verbindung in die alte Heimat ließ er nie abreißen, nicht nur wegen des Familienbetriebs, sondern auch über das stets am ersten Augustwochenende stattfindende "Outreach Festival" - eingebettet in eine dazugehörige dreiwöchige "Academy" für Musiker und solche, die es werden wollen -, das er 1993 gründete und seitdem leitet.

Weil für Hackl Heimatverbundenheit und Weltoffenheit zusammengehören, weil es für ihn "nie nur den einen Zugang zur Musik gibt" und er stets Vielfalt gegen Kleingeistigkeit in Stellung bringt, wurde das Festival über die Jahre zu einem der engagiertesten, mutigsten und nachhaltigsten. Eine "Kreativplattform für Musiker, Zuhörer und Lernbegierige", wie Hackl im Programmheft schreibt. Das beginnt schon mit den meist ziemlich verwegenen Motto-Titeln: "Frozen Present - Elevated Future" lautet er heuer. Die damit gemeinte, die Vergangenheit mit der Gegenwart verschränkende musikalische Praxis durchzieht an den drei Festivaltagen alle zwölf Konzerte im modernen, 800 Besucher fassenden Konzertsaal des Veranstaltungszentrums Schwaz - vom Auftakt mit "Händel in Harlem", dem hochgelobten Projekt des in New York lebenden Schweizer Saxofonisten Daniel Schnyder, der den Barockkomponisten sozusagen durch das moderne Harlem schlendern lässt, bis zum Finale mit dem Pianisten Kirk Lightsey, der sich der lebenden Jazzlegende Wayne Shorter widmet. Weitere Höhepunkte sind die Auftritte des italienischen Schlagzeugers Tony Esposito, mit dem erstmals ein Pop- und Rock-Hitlieferant zu Gast ist, des aus Argentinien stammenden New Yorker Pianisten Leo Genovese, der bei vielen Top-Stars Sideman und zehn Jahre lang an der Seite von Esperanza Spalding war, oder das Musiktheaterprojekt "Think fast ... bedenke das Ende" der Tiroler Autorin Carolina Schütt und des Berliner Regisseurs Werner Heinrichmöller zum Kaiser-Maximilian-Jahr.

Alle Konzerte sind exklusiv für das Festival konzipiert, schon deshalb lohnt ein Ausflug ins nur 120 Kilometer von München entfernte Schwaz.

Outreach Festival , Donnerstag, 1., bis Samstag, 3. August, Schwaz bei Innsbruck, Zentrum, Infos unter www.outreachmusic.org

© SZ vom 31.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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