Plauen:60. Plauener Spitzenfest: Traditionstextilie auf neuem Weg

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Plauen (dpa/sn) - Sie wirkt hauchdünn, zart und leicht zerstörbar: Die Plauener Spitze. Mit ihrer mehr als hundertjährigen Geschichte soll die besondere Form der Zierstickerei nun für die Zukunft fit gemacht werden. Durch eine Zusammenarbeit mit rund 15 Modedesign-Studenten der Leipziger Vitruvius-Hochschule sei das Interesse junger Designer an dem Traditionsprodukt geweckt werden, sagt Initiator Andreas Reinhardt aus der Vogtland-Metropole.

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Plauen (dpa/sn) - Sie wirkt hauchdünn, zart und leicht zerstörbar: Die Plauener Spitze. Mit ihrer mehr als hundertjährigen Geschichte soll die besondere Form der Zierstickerei nun für die Zukunft fit gemacht werden. Durch eine Zusammenarbeit mit rund 15 Modedesign-Studenten der Leipziger Vitruvius-Hochschule sei das Interesse junger Designer an dem Traditionsprodukt geweckt werden, sagt Initiator Andreas Reinhardt aus der Vogtland-Metropole.

Geboren wurde die Idee im örtlichen Spitzenfestverein. Reinhardt als Chef der Modespitze Plauen GmbH erklärt das Projekt, das unter dem Namen „Aufbruch_Durchbruch“ steht: „Wir wollten neue Impulse geben und zeigen, dass mit unserer Spitze außergewöhnlich schöne Mode möglich ist.“ Seine Firma war Ansprechpartner und Begleiter der Stundeten für ein Semester und lieferte das Material für Kleider, Blusen und vieles mehr.

Die Ergebnisse der jungen Designer bilden einen Teil des 60. Spitzenfestes: Präsentiert werden die Kreationen zur Gala im Vogtlandtheater am Samstag (18.00 Uhr) und beim Festumzug durch die Stadt am Sonntag (ab 14.00 Uhr).

Die Zusammenarbeit mit der nächsten Designer-Generation sei wichtig, um in Sachen Mode in eine andere Zukunft zu finden, erklärt die Dozentin des Leipziger Modedesign-Studiengangs, Claudia Damm. „Wir wollen einen Gegenpunkt setzen zu einigen Entwicklungen in der Modewelt. Die Arbeit mit der traditionellen Spitze könnte genau das bewirken“, sagt sie.

Wegwerf-Mode und die sogenannte „Fast Fashion“ sind die negativen Schlagworte. „Es soll immer mehr produziert werden, um größtmögliche Gewinne zu erzielen, unter der maximalen Ausbeutung unterschiedlichster Ressourcen.“ Die Plauener Spitze werde auf den Stickmaschinen vergleichsweise langsam und hochwertig produziert. „Wir müssen zurückfinden zu einem nachhaltigen Umgang mit Textilien.“

Vom Traditionsprodukt zur Zukunftslösung: Das würde sich Andreas Reinhardt für die Plauener Spitze wünschen. Das 60. Spitzenfest vom 21. bis 23. Juni sei auch eine Hommage an die goldenen Zeiten der Textilindustrie, für die Plauen 1900 an auch dank der Spitzenproduktion eine Hochburg war.

Reinhardt als Vorsitzender des Branchenverbandes Plauener Spitze erläutert: Heute erreichen die neun verbliebenen Firmen, die die geschützte Marke herstellen, rund zehn Prozent der Kapazität von 1990. Verglichen mit der Blütezeit vor dem 1. Weltkrieg erreiche die Produktion inzwischen nur ein Prozent. Großkunden brachen weg, mit der Massenproduktion könne man preislich nicht mithalten. „Trotzdem hat die Spitze eine Zukunft“, betont er. Man setze auf Nischen, auf anspruchsvolle Kleinkunden, auf Individualität. Neben der Mode gehören Himtextilien und der zahlungskräftige arabische Markt zu den Ideen für die Zukunft.

Mit bis zu 50 000 erwarteten Gästen, einem Festumzug, Konzerten, Ausstellungen und einem breiten Rahmenprogramm will Plauen dem Jubiläums-Spitzenfest gerecht werden, sagt Steffi Müller-Klug vom Spitzenfestverein. Das größte Stadtfest des Jahres verdanke seine Existenz der Spitze, durch die Plauen ohnehin überregional bekannt sei. „Die Spitze unterliegt dem Wandel, das wollen wir aufgreifen. Einerseits feiern wir ein modernes Stadtfest, andererseits legen wir Wert auf den Hauch von Tradition“, sagt sie.

Das Spitzenfestabzeichen ziehe sich wie ein roter Faden durch alle Feste der Vergangenheit. Designer bewerben sich mit einem Entwurf. Das Sieger-Emblem wird in einer Auflage von 500 Stück gestickt und sei ein beliebtes Sammlerobjekt. In diesem Jahr kommt es von der Produktgestalterin Nicole Groß von der Firma Otto Dotzauer KG aus dem vogtländischen Reumtengrün.

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