Ich habe ihn immer für den Intelligentesten unseres Jahrgangs gehalten. Und einen Vielbegabten hätte man ihn nennen können, wenn nicht dieses zweideutige Wort Zweifel weckte an der frühen und immer schon glanzvollen Realisierung seiner vielfältigen und ganz ungewöhnlichen Fähigkeiten. Die frühen, an Brecht und Benn geschulten Gedichte, die aufklärend-belesenen Pamphlete, die überraschenden Ausgrabungen, die funkelnden literarischen Essays, die gelehrten kulturkritischen Aufätze und präzisen "Einzelheiten" waren schon in der lähmenden Adenauerschen Republik ein Sprengsatz. Wer 1957 so alt war wie dieser noch kaum bekannte Autor, war vom Ton der "Verteidigung der Wölfe", von der adornesken Kritik an der "Sprache des Spiegels" und wenig später von dem anarchistischen Blick auf "Politik und Verbrechen" elektrisiert.
Jürgen Habermas zum Tod von Hans Magnus Enzensberger:Der Elektrisierende
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Hans Magnus Enzensberger 2004 in München.
(Foto: Regina Schmeken)Meine Erinnerung an den Schriftsteller und Gefährten Hans Magnus Enzensberger.
Von Jürgen Habermas
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