Es gibt in der "Storia della bambina perduta" ("Geschichte des verlorenen Kindes", 2014), dem vierten und letzten Band der "neapolitanischen" Tetralogie der Schriftstellerin Elena Ferrante, ein Kapitel, das von einem Ereignis in Deutschland erzählt. Es spielt gegen Ende 1977 oder in den ersten Monaten des folgenden Jahres, also kurz vor der Entführung und Ermordung Aldo Moros, und erzählt von einer Lesereise in den Norden. Ein Roman der Ich-Erzählerin wurde ins Deutsche übersetzt, sie liest Abend für Abend vor einem "radikalen" Publikum, bis die gemeinsamen Fantasien von Terror und totalitärem Staat plötzlich Wirklichkeit zu werden scheinen: Die Autorin und ihr Begleiter geraten in eine Polizeikontrolle. "Die deutsche Sprache, im Dunkeln gesprochen von Männern in Uniform mit gezückten Pistolen, klang finster . . . Wir fuhren mit einem italienischen Nummernschild, wir waren Italiener, wir mussten überprüft werden." Bislang ist nur der erste Band der Suite ins Deutsche übersetzt. Er erschien Anfang August im Suhrkamp-Verlag und wurde sofort zum Bestseller, mit jetzt etwa einer Viertelmillion verkauften Exemplaren. Die Veröffentlichung der vierten Folge ist erst für den Herbst 2017 geplant. Doch so, wie die Dinge nunmehr liegen, wird jene Episode weit früher bedeutsam werden.
Elena Ferrante:Das Ende eines Phänomens
Lesezeit: 4 min
Mit einer Buchreihe über zwei Freundinnen feierte Elena Ferrante großen Erfolg.
(Foto: dpa)Die italienische Schriftstellerin, die sich Elena Ferrante nennt, feiert weltweit Erfolge. Doch sie möchte anonym bleiben. Ein Journalist hat nun ihr Pseudonym enttarnt. Und greift damit tief in das Werk selbst ein.
Von Thomas Steinfeld
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