East Side Gallery:Kompromiss zeichnet sich ab

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Touristen stehen vor der Lücke der East Side Gallery in Berlin, die am gestrigen Mittwoch in den Mauerabschnitt gebrochen worden war. (Foto: dpa)

In der East Side Gallery klafft seit dem gestrigen Mittwoch zwar ein weiteres Loch, doch dafür kann der umstrittene Teilabriss inzwischen vielleicht durch einen Kompromiss entschärft werden. Der Künstler Kani Alavi, dessen Engagement für die East Side Gallery mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt wurde, will die Auszeichnung inzwischen zurückgeben.

Im Streit um die East Side Gallery zeichnet sich ein möglicher Kompromiss ab. Demnach könnte unter bestimmten Voraussetzungen auf weitere Durchbrüche für den Bau zweier Wohnhäuser verzichtet werden, sagte ein Sprecher des Investors Living Bauhaus.

Der Künstler Kani Alavi kündigte unterdessen an, sein Bundesverdienstkreuz zurückzugeben, das er für sein Engagement für den Erhalt des Mauerstücks erhielt.

Statt weitere Lücken in die East Side Gallery zu schlagen, würde nach Angaben des Living-Bauhaus-Sprechers mit dem neuen Plan ein bereits bestehender Durchbruch um sechs Meter erweitert und von den zwei Investoren geteilt. "Wir sind grundsätzlich bereit zu diesem Kompromiss unter dem Vorbehalt, dass er technisch und statisch umsetzbar ist", sagte er.

Living Bauhaus will die notwendige Umplanung jetzt prüfen lassen. Dies könne mehrere Wochen in Anspruch nehmen, sagte der Firmensprecher.

Der neue Kompromiss-Plan wurde nach Angaben des Bezirksbürgermeisters von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne), bei einem Gespräch zwischen Investoren, Bezirk und dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) vereinbart.

Künstler Kani Alavi kündigt Rückgabe des Bundesverdienstkreuzes an

Die Firma Living Bauhaus sowie der andere Investor, der aus Israel kommt, hätten sich bereit erklärt, ihre Planungen so zu ändern, dass sie sich eine knapp elf Meter breite Durchfahrt teilen, sagte Schulz. Die derzeit rund fünf Meter breite Lücke, die nach dem neuen Plan um sechs Meter erweitert werden soll, führt laut Schulz zum sogenannten Oststrand an der Spree.

Ein bereits genehmigter, etwa 22 Meter breiter, zusätzlicher Durchbruch solle nach dem neuen Plan wegfallen. Auch die rund sechs Meter breite Lücke, die Living Bauhaus am Mittwochmorgen in die Mauer schlagen lassen hatte, soll wieder verschwinden. Sie ist nach Angaben des Investors "temporär", die entfernten Mauerstücke sollen wieder eingesetzt werden. Auch Schulz sagte, diese Lücke solle laut Planung nach Abschluss der Bauarbeiten im Sommer 2015 wieder geschlossen werden.

Kani Alavi, einer der Künstler von der East Side Gallery und Mitglied des Vereins, der sich um den Erhalt des Mauerstücks kümmert, kündigte unterdessen an, sein Bundesverdienstkreuz zurückgeben zu wollen. "Einerseits zeichnet man mich aus, andererseits wird die East Side Gallery zerstört", sagte er zur Begründung. Er hatte das Bundesverdienstkreuz 2011 erhalten.

Hasselhoff ruft erneut zum Widerstand auf

Das Bündnis "East Side Gallery retten" rief für Donnerstagnachmittag zu einer Demonstration auf. Die Versammlung sollte vor dem Roten Rathaus stattfinden, dem Amtssitz Wowereits.

Auch der US-Sänger David Hasselhoff (60) rief zum wiederholten Male zum Widerstand auf: Er regte ein Konzert an, um die East Side Gallery zu erhalten. "Der Kampf ist noch nicht vorbei", twitterte der "Baywatch"-Star. "Wir müssen uns vereinen, um den Verlust von Menschlichkeit und Freiheitswillen zu stoppen." Seine Fans rief Hasselhoff auf, ihn bei seiner Idee zu unterstützen, ein Konzert zu veranstalten: "Twittert weiter unter dem Slogan #save the wall concert." Hasselhoff war bereits Mitte März persönlich an der East Side Gallery in Berlin, um die Gegner des Durchbruchs zu unterstützen.

Die East Side Gallery ist mit rund 1,2 Kilometern der längste erhaltene Abschnitt der Berliner Mauer. Er wurde seit 1990 von Künstlern mit großformatigen Wandbildern bemalt und zieht jedes Jahr hunderttausende Touristen an.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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