Mediaplayer:Zombies in der Shoppingmall

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Christine (Iben Akerlie) und Eric (Nat Wolff) in "Mortal". (Foto: Ascot Elite)

Neu auf DVD: Der norwegische Film "Mortal" erzählt den Thor-Mythos ohne Marvel-Tamtam. Christian Petzolds "Undine" ist düsterer als seine bisherigen Filme. Und George A. Romeros Horrorklassiker "Dawn of the Dead" erscheint in einer neuen Edition.

Von Fritz Göttler

Bist du der nächste Jesus?, will die junge Psychologin Christine von dem Jungen Eric wissen, der neben ihr im Auto sitzt. Sie soll ihn untersuchen, wegen der merkwürdigen Kräfte, die er entwickelt. Merkwürdige Sachen macht Eric, entzündet Bäume, beschwört Blitze, bringt einen Helikopter zum Absturz und erweckt einen Buben wieder zum Leben. " Mortal" stammt von André Øvredal, zuletzt hat er in den USA den schönen Spukfilm "Scary Stories to Tell in the Dark" gemacht.

Der Amerikaner Nat Wolff ist Eric, die Norwegerin Iben Akerlie ist Christine. Sie sehnt sich nach der Leichtigkeit des Seins. "Ich liebe Fähren", sagt sie bei der Überfahrt über einen Fjord, "das ist, als würde man für ein paar Minuten sich ausklinken von der Welt." In diesem Moment gibt es ein hinreißendes Zucken des Mundwinkels, und dann schmeißt sie ihr Telefon über Bord, mit gewaltigem Schwung. Sie soll Eric unter Kontrolle bringen, eine amerikanische Agentin hat dazu ganz eigene Ansichten. Es gibt einen Showdown auf der weitgespannten Hardangerbrücke, die Oslo und Bergen verbindet, dann geht's hinunter in die Tiefe, in den Mythos um Ragnarök und die nordischen Götter Odin, Loki und Thor. Und man weiß, welcher Abstammung Eric ist und wie er zu seinen Kräften kommt. (Ascot)

Hollywoods Glanzstücke kommen oft aus dem billigen Genrekino. Bestes Beispiel: "Kennwort Kätzchen"

Zwischen Land und Wasser, von der Realität in den Mythos und zurück: " Undine" von Christian Petzold. Ein Filmmärchen. Paula Beer ist eine Undine von heute, im Beruf erklärt sie den Leuten die Baugeschichte von Berlin. Der Film ist dunkler und schwerer als die anderen Petzold-Filme, mit ihrer Transparenz, einer Welt, die glücklich im Transit schwebt. "Undine" ist inspiriert von Filmen wie "Creature of the Black Lagoon", Richard Fleischers "20 000 Meilen unter dem Meer", aber auch von jenem Moment in Charles Laughtons "Die Nacht des Jägers" mit der toten Frau auf dem Grund des Flusses, die in ihrem Wagen versenkt wurde, ihr Haar spielt gelöst im Wasser. (good!movies)

Hollywoods Glanzstücke kommen oft aus dem billigen Genrekino. " Kennwort Kätzchen" von William Castle heißt im Original " 13 Frightened Girls" oder auch " The Candy Web". Castle ist mit seinen Schock- und Suspense-Filmen sehr erfolgreich gewesen, die er mit Spannungsgimmicks vom Jahrmarkt aufmotzte. Das "Kätzchen" ist anders, die Schocks sind rar. Eine Mädchenschulklasse geht in die Ferien, dreizehn Diplomatentöchterchen aus aller Welt, und Candy, die amerikanische, fängt an, sich selbst als Agentin auszubilden und zu erproben. Sie ist in den jungen Spionagechef ihres Vaters verknallt, geht ihn mit schamloser Direktheit an und lässt einen feindlichen sowjetischen Agenten abstürzen. (Koch Films)

Ein weiterer Castle, wieder geht er fremd, " Duell am Mississippi", in üppigen Farben und luxuriösem Dekor, ein weiträumiger Casino-Schaufelraddampfer inklusive. Es geht um Deltapiraten im amerikanischen Süden, die den Plantagenherren das Leben schwer machen. Lex Barker, einer der jungen reichen Söhne, wird gerichtlich dazu verdonnert, Patricia Medina drei Jahre als Leibeigener zu dienen. Der Stoff, um den gekämpft und gemordet wird, ist Zucker. (explosive media)

Zombies wissen: Die ultimative Form des Konsums im Kapitalismus ist die Zerstörung

Castle zum dritten, diesmal mit jeder Menge Schocks, " Er kam nur nachts"/"The Night Walker", 1964 (i-catcher), in einer luxuriösen Edition, wie sie heute vor allem billige Horrorfilme kriegen. Mit richtigen Stars, Barbara Stanwyck und Robert Taylor. Es geht um Eifersucht und Erbschleicherei. Das Drehbuch ist von Robert Bloch, der Hitchcock die Vorlage für "Psycho" lieferte.

Noch ein Luxus-Horrorklassiker, " Zombie"/"Dawn of the Dead" von George A. Romero. Der war schon ein Kultfilm, als er 1978 ins Kino kam. Rednecks auf dem Lande - den Eindringlingen vom Kapitol gleich - knallen wie Großwildjäger die tapsigen Zombies ab. Eine Biker-Gang stürmt die Shoppingmall, in der sich die Helden verbarrikadiert hatten. Die ultimative Form des Konsums im Kapitalismus ist die Zerstörung. (Koch Films)

Das Gegenstück zur Fähren-Leichtigkeit: " The Outpost" von Rod Lurie. Kamdesh, ein kleiner Stützpunkt in den Bergen im Afghanistankrieg. Absurd und brutal exponiert, in einem Talkessel, auf deren Berghängen die Taliban sich sammeln. Mit den Dorfältesten der Stämme muss mühsam verhandelt werden, damit sie merken, die USA kommen in bester Absicht. Diverse Kommandeure werden verschlissen, darunter Orlando Bloom und Milo Gibson, der Sohn von Mel. Das Lied des Films singt Rita Wilson, die Frau von Tom Hanks: "Everybody cries, everybody dies, it's the truth that makes us one ..." (Eurovideo)

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