Schule in Corona-Zeiten:Ist da jemand?

Lesezeit: 4 min

Der Unterricht als Aufführung - doch der Vorhang bleibt geschlossen. (Foto: Bernd Friedel/imago images)

Es wäre sinnvoll, im Distanzunterricht alle Kameras anzumachen. Lehrer wünschen sich das. Schüler eher nicht.

Von Alex Rühle

Man stelle sich vor, ein Lehrer kommt ins Klassenzimmer, und alle Schülerinnen und Schüler sitzen hinter kleinen, blickdichten Paravents, auf die sie vorne jeweils ihre Initialen geschrieben haben. Nein, Moment, eigentlich ist die aktuelle Unterrichtssituation oft noch bizarrer. Als würde eine Schauspielerin auf eine Bühne treten und der Vorhang ist zu. Statt also ihr Publikum zu sehen, schaut sie auf blickdichten Stoff und fängt an, in diese diffuse Situation hinein zu sprechen. Sie weiß nicht, wie viele Leute wirklich im Publikum sitzen. Sie hat keine Ahnung, wie ihr Text ankommt. Ob den einige nicht verstehen. Ob er - und wenn ja, an welcher Stelle - Irritation auslöst, Langeweile oder Begeisterung. Wenn sie zwischendurch einen Witz macht, sieht sie nicht, wie die Reaktionen sind. Ja sie hört nicht mal, ob da draußen überhaupt irgendjemand lacht.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusDie Pandemie und ihre Kollateralschäden
:Versäume deine Jugend

Nach der Pandemie werden wir feststellen: Wir haben unseren Kindern und Jugendlichen zu viel zugemutet.

Essay von Alex Rühle

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: