Vor einigen Wochen ging ein Witz-Video durchs Internet. Es zeigte einen Klischee-Engländer, -Italiener,-Spanier und eine Klischee-Französin, die Substantive ihrer Muttersprache vortrugen. Danach wurde ein Deutscher in Lederhosen eingeblendet und schrie dasselbe Wort auf Deutsch - garstig, aggressiv, hässlich.
Das Deutsche hat keinen schönen Ruf. Eric Jarosinski, Germanistik-Professor an der University of Pennsylvania, kämpft für eine positivere Wahrnehmung der Sprache, und das nicht nur im Kursraum. Sein Twitter-Alter-Ego "Nein." (@NeinQuarterly) hat fast 30.000 Follower. "Nein." ist an Theodor W. Adorno angelehnt, kommentiert das Leben als Intellektueller und macht intelligente Witze über die Denker-Sprache Deutsch: "The beauty of German is in struggle", schreibt er, "Is German too harsh or are your ears too soft?" oder, spät am Abend: "Dream in German tonight. You'll like it. #gutenacht". Die Interview-Fragen hat er auf Deutsch beantwortet, sicherheitshalber schriftlich.
SZ.de: Klingt Deutsch wirklich so schlimm für fremde Ohren?
Eric Jarosinski: Naja, als Germanist vertrete ich nicht gerade einen sehr objektiven Standpunkt. Schlimm würde ich nicht sagen, aber doch fremd, so wie alle Fremdsprachen. Das Fremde wird hier aber öfter als schlimm empfunden, da beim Deutschen allerlei negative Assoziationen ins Spiel kommen können. Das Bild des brüllenden Nazis lebt leider weiter, aber es gibt durchaus andere Vorstellungen, die im Ausland mit dem Deutschen verbunden werden. Ich denke zum Beispiel an Marlene Dietrich (Sex-Appeal), Albert Einstein (Intelligenz) oder Werner Herzog (der Sex-Appeal der Intelligenz).
Unter Ihrem Twitter-Account @NeinQuarterly schreiben Sie einerseits Dinge wie "It sounds better if you call it Dienstag", dann aber auch "Flirting in German is a bit like bulldozers making love" - haben Sie ein gespaltenes Verhältnis zum Deutschen?
Die Frage muß ich mit einem klaren Jein beantworten. Ich oder, genauer gesagt, meine Twitter-Persona, hat ein gespaltenes Verhältnis zu allem, auch zu sich selbst. "Nein." ist ein Dialektiker der alten Schule. Es geht bei mir hauptsächlich darum, mich über kulturelle Klischees lustig zu machen. Manchmal möchte ich sie radikal zuspitzen, manchmal eher verneinen oder auf den Kopf stellen.