Das ist schön:Tragende Säulen

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Bernd Zimmer beginnt mit dem Bau seiner "Stoa 169" in Polling

Von Sabine Reithmaier

"Wenn man sich so etwas vornimmt, dann muss man einfach durch." Hört sich fast philosophisch an, wenn Bernd Zimmer so redet. Aber das passt zur "Stoa 169", der Säulenhalle, die der Künstler in Polling bauen will. Eigentlich ist er ja auch schon ziemlich "durch". Er hat die Baugenehmigungen in der Tasche, hat die ersten Säulen in Empfang genommen und eingelagert. Hat in zwei Bürgerversammlungen den Pollingern Rede und Antwort gestanden. Trotzdem hadern immer noch manche mit ihm und seinem ehrgeizigen Projekt, werfen dem Maler mangelnde Transparenz vor, weil sie solange nichts mitgekriegt haben von den Planungen, eigentlich erst auf der Matte standen, als alles schon genehmigt war.

Daher hat Zimmer beschlossen, jetzt quasi absolut transparent zu sein. Mit der Folge, dass er am Telefon nicht über Kunst oder die Säulengestalter reden will, sondern nur über wirklich wichtige Dinge: Klos zum Beispiel - "die werden verborgen hinter Büschen installiert, sieht man nicht". Oder über Parkplätze - "die werden natürlich gebaut, ich habe eine Fläche dafür gepachtet" - und die Ausweichstellen für den Baustellenverkehr auf der kleinen Straße, die zum Grundstück an der Ammer führt. Die Ausweichen bleiben auch nach dem Bau erhalten, was sehr wichtig ist, weil dann künftig auch die Bulldog fahrenden Bauern und die zur Säulenhalle pilgernden Kunstfreunde gut aneinander vorbeikommen. Die Landwirte hatten auf einer Infoveranstaltung schon gefürchtet, sie müssten sich von Fußgängern, die der Traktoren wegen zur Seite springen müssen, anpöbeln lassen. Gott sei Dank ist das Problem gelöst. Von zentraler Bedeutung natürlich auch der Begrünungsplan: "Wir mähen einmal im Jahr und pflanzen Solitärbäume", vermutlich Weiden und Silberpappeln.

Jetzt im Herbst wird erst einmal die Bodenplatte für die 2500 Quadratmeter große Grundfläche der Halle betoniert. Das Fundament darf über den Winter ruhen. Im Mai sollen die ersten Säulen aufgestellt werden, entweder 64 oder 81 - da ist sich Zimmer noch nicht sicher. Insgesamt sollen es 169 werden, 3,90 Meter hoch. Von welchen Künstlern sie stammen werden? Das ist jetzt echt nicht so wichtig, darüber will der Säulenhallen-Initiator nicht lang reden, wozu gibt es denn die Internetseite der Stoa-169-Stiftung. Dort stehen inzwischen viele international bekannte Namen: Enzo Cucchi, Daniel Spoerri, Paul Fuchs, Daniel Man, Laurie Palmer, Brigitte Kowanz, Kuei-Chih Lee, Magdalena Jetelová, Yves Scherer, um bloß einige von den 100 zu nennen, die schon zugesagt haben.

Allerdings wäre es nicht schlecht, wenn sich noch Kunstfreunde fänden, die als Säulenpaten die Finanzierung unterstützen. Die Stiftung sucht gerade nach Sponsoren. Die dürfen dann auch gern kommen und ihre Säulen anschauen. Die Dixi-Klos sind dann bestimmt schon da, die Parkplätze auch, und das ist doch schön.

© SZ vom 07.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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