Das ist schön:Tierschutzhof mit Krokodil

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Pocci-Preis für das Führungsduo des Immling-Festivals

Von Bernhard Blöchl

Immling, dieser Traum für Esel, Ziegen und Freunde der Oper, ist ein beliebtes Ausflugsziel in diesen Tagen. Seit vielen Jahren gelingt dem märchenhaft idyllisch gelegenen Gut in Halfing bei Bad Endorf der Spagat zwischen Tierschutzhof und Festivalort. Die 23. Ausgabe lockt noch zwei Wochen lang mit den drei Opern-Neuproduktionen der Saison ("Turandot", "Die Fledermaus" und "Don Giovanni") sowie dem großen Finale und den Kinderkulturwochen. Sie war, das kann man jetzt schon sagen, eine ganz besondere, eine emotionale und ambitionierte.

Zum einen kehrte Cornelia von Kerssenbrock nach einer langwierigen Virusinfektion ans Dirigentenpult zurück. Zum anderen haben sie und ihr Mann, der Intendant und Gastgeber Ludwig Baumann, mit Puccinis "Turandot" ein Herzensprojekt auf die Bühne des Festspielhauses gebracht. "Seit zehn Jahren reden wir darüber, seit zehn Jahren haben wir uns nicht getraut", hatte Baumann bei der Programmvorstellung vor der Premiere gesagt. Nun haben sie sich getraut (er inszeniert, sie dirigiert, der Chor so groß wie nie) und viel Applaus dafür bekommen. Gelobt wurden unter anderem das exotische Bühnenbild und die opulenten Kostüme von Ekaterina Zacharova (in Zusammenarbeit mit dem Immling-Chef persönlich).

Eines ist besonders bemerkenswert an diesem Festival im Chiemgau, das auch Avantgarde-Musik, Liederabende und Musicals einschließt und Sänger und Musiker aus vielen Ländern zusammenbringt: der von dem Führungsduo vorgelebte familiäre Charakter. "Die Familie Immling", wie Ludwig Baumann so gern sagt. Damit sind nicht nur die Verwandten gemeint, die, in unterschiedlichen Kombinationen, zusammenwirken: die Schwestern Cornelia und Verena von Kerssenbrock hier ("Don Giovanni"), Baumanns Sohn David Goldberg da ("Cloud Music"). Der ausgebildete Opernsänger, der sich nach einem Bühnenunfall Mitte der Neunziger auf Gut Immling zurückzog, lobt auch das Wir-Gefühl des Festival-Chors (etwa 100 Laien), des Orchesters und des Kinderchors. Ludwig Baumann, geboren 1950 in Rosenheim, ist ein Tausendsassa. Einer, der Gut Immling zusammenhält. Einer, der für seine Kunst lebt. Einer wie Franz Graf von Pocci. Zumindest sieht das die Pocci-Gesellschaft so. Diese hat Baumann und Kerssenbrock vor wenigen Tagen in Immling mit dem Pocci-Preis ausgezeichnet, den zuvor unter anderen die Brüder Well und Gerhard Polt sowie Wolf Euba bekommen haben. Pocci (1807-1876) komponierte und musizierte, malte Kulissen, entwarf Kostüme und widmete sich mit Leib und Seele dem Marionettentheater ("der Kasperlgraf").

"Wir sind gerührt", bedankte sich Baumann. "Letztes Jahr habe ich ein Kasperltheater bauen lassen und darin zusammen mit meiner Schwägerin Verena von Kerssenbrock ,Kasperl im Opernland - Die Zauberflöte' zur Aufführung gebracht." Er versprach, künftig wieder Kasperltheater in Immling zu spielen. "Nächstes Mal mit meiner Frau als Krokodil." Ein Krokodil zwischen Lamas und Eseln, das wäre schön.

© SZ vom 03.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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