Das ist nicht schön:Auf Eis gelegt

Lesezeit: 1 min

Münchens Staatstheater sind in einem maroden Zustand

Von Christiane Lutz

Vorsintflutlich, marode, in die Jahre gekommen: Überraschend dramatisch beschrieben zwei Intendanten in dieser Woche die Zustände an ihren Häusern. Der eine ist Nikolaus Bachler, der Noch-Chef der Staatsoper, der andere Martin Kušej, der Gerade-nicht-mehr-Chef des Residenztheaters und nun Intendant des Burgtheaters. Das Schauspielhaus des Residenztheaters: musste schon im Mai wegen dringender Sanierungsarbeiten an den Stromleitungen schließen. Das geplante Proben- und Werkstättenzentrum: auf Eis gelegt. Die Staatsoper: bräuchte laut Bachler rund 80 Millionen Euro, nur um die sicherheitsrelevanten Bereiche zu sanieren. Und das gemeinsame Projekt von Resi und Oper, den Marstall zu sanieren, ist auch versickert.

So prächtig die Oper da am Max-Joseph-Platz auch wirkt, man darf nicht vergessen, dass das Gebäude bald 60 Jahre alt ist und sich seitdem an manchen Stellen der Infrastruktur wenig verändert hat. Ebenso das Residenztheater, wo die Elektroanlagen seit 1962 nicht erneuert wurden und der Zustand der Werkstätten laut Kušej "erbärmlich" und "unzumutbar" ist. Die Intendanten machen die Politik für den Stillstand verantwortlich. Man schmücke sich lieber mit prestigeträchtigen Projekten wie dem Bau des neuen Konzerthauses, sagt Bachler.

Klar, Bestehendes instand zu halten, ist langweiliger und nach außen weniger sichtbar. Aus Behelfslösungen werden also Dauerlösungen, alarmiert ist die Politik oft erst, wenn die Sicherheit der Künstler und Zuschauer gefährdet ist oder eine Tonanlage komplett hinüber ist. Dann ist die teure Generalüberholung fällig. Es ist aber Aufgabe der Politik des Freistaats, die Strukturprobleme ihrer hochsubventionierten Staatstheater rechtzeitig ernst zu nehmen. Denn da kann die Oper noch so schick aussehen und die Inszenierung noch so fein dirigiert sein: Wenn der Vorhang nicht mehr hochfährt wegen uralter Technik, ist das alles andere als schön.

© SZ vom 27.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: