Comicmesse in San Diego: Comic Con:Kuss des Spinnenmanns

Das größte Problem der "Comic Con" in San Diego ist ihre zunehmende Popularität: Immer mehr Stars reisen an, um ihre Filmprojekte vorzustellen - dabei ist die Veranstaltung eigentlich für Fans von Fans gedacht. Eindrücke von der größten Comicmesse der Welt.

Heiner Lünstedt

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Das größte Problem der "Comic Con" in San Diego ist ihre zunehmende Popularität: Immer mehr Stars reisen an, um ihre Filmprojekte vorzustellen - dabei ist die Veranstaltung eigentlich für Fans von Fans gedacht. Eindrücke von der größten Comicmesse der Welt. In Bildern. Klaustrophobiker dürften bei der Comic Con in San Diego fehl am überfüllten Platze sein, und gutes Schuhwerk ist bei der weltgrößten Comicmesse nicht weniger wichtig als auf dem Jakobsweg. Allein die Halle im Erdgeschoss, die einen Jahrmarkt aus Verlagspräsentationen, nachgebauten Filmsets, Videospieldemonstrationen und Verkaufsständen beherbergt, misst fast einen Kilometer. Zusätzlich finden in über 20 Sälen Präsentationen und Filmvorführungen statt. Text: Heiner Lünstedt/SZ vom 26.7.2011

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Die Außenwerbung für die Comic Con unterstützte in diesem Jahr die Filmfirma Dreamworks. Gemeinsam mit den Messebannern mit dem Motto "Celebrate the popular arts" wurden Plakate zum neuen Film "Real Steel" aufgehängt. Hier erinnert das Artwork zwar an Comic-Guru Frank Miller ("Sin City", "300"), doch wird schon hier klar, dass es bei der Comic Con von Jahr zu Jahr weniger um Comics geht. Die Veranstalter vermieten die Standflächen im Convention Center sehr viel lieber an Spielwarenhersteller wie Lego, Hasbro und Mattel, oder an Filmstudios und -produktionen wie Fox, Lucasfilm und Warner als an Comic-Händler.

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Den größten Zulauf haben die filmbezogenen Programmpunkte, gern werden erste Ausblicke auf kommende Blockbuster geboten. Hierfür verlassen Stars und Regisseure die Dreharbeiten und jetten schon mal um die halbe Welt, um sich auf halbstündigen Panels den Fans und Medien zu präsentieren (im Bild: Olivia Wilde).

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So informierte Steven Spielberg, der die Comic Con zuvor noch nie besucht hatte, in diesem Jahr höchstpersönlich über die von ihm inszenierte, komplett am Computer erzeugte "Tim und Struppi"-Verfilmung. Spielberg kennt die Comics von Hergé erst, seit französische Kritiker bei seinem "Jäger des verlorenen Schatzes" Einflüsse von "Tim und Struppi" bemerkt haben wollten. Er brachte eine frühe Testversion einer Filmszene als Appetithäppchen mit, in der versucht wurde, einen computeranimierten Struppi mit einem von Peter Jackson bewusst schlecht gespielten Kapitän Haddock zu kombinieren. Spielberg und sein Co-Produzent Jackson erklärten, dass Computeranimation längst nicht zu jedem Stoff passe, doch bei "Tim und Struppi" ideal sei. Es müssten keine Darsteller mühsam zu Comicfiguren geschminkt werden, sie könnten per Motion Capture direkt in deren Haut schlüpfen. Der längere Ausschnitt aus "Tim und Struppi", der in San Diego präsentiert wurde, war perfekt und äußerst detailverliebt in 3D animiert - von Hergés klarem, auf das Wesentliche reduzierten Zeichenstil aber war nichts mehr zu sehen. Spielbergs Film mag technisch auf der Höhe seiner Zeit sein, dürfte aber sehr viel schneller altern als Hergés Comics.

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Obwohl kaum prominentere Gäste als Spielberg und Jackson denkbar sind, war die 6500 Plätze fassende Halle H im Convention Center während der "Tim und Struppi"-Präsentation nicht ganz gefüllt. Während europäische Comics wie die Werke von Hergé in den USA eher unbekannt sind, gab es einen gewaltigen Andrang, als Sony seine neusten Produktionen vorstellte. Superhelden-Filme sind weiterhin die größte Attraktion der Comic Con.

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Während Nicolas Cages zweiter Anlauf als feuriger Biker "Ghost Rider" eher belächelt wird, ...

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... herrschen hohe Erwartungen, wenn Marvels populärsten Superhelden ein Update verpasst wird. "The Amazing Spider-Man" heißt genauso wie die erste US-Comicserie um den erstaunlichen Spinnenmann. Das Mitte 2012 startende Werk wird anscheinend deutlich werkgetreuer ausfallen als zuvor Sam Raimis in Fankreisen nicht unumstrittene "Spider-Man"-Trilogie, orientiert sich zugleich aber auch an Marvels erfolgreich modernisierter Comicversion "Ultimate Spider-Man". Der jetzt von Andrew Garfield (im Bild; "Das Kabinett des Dr. Parnassus", "The Social Network") gespielte Peter Parker wird diesmal durch den Biss einer radioaktiv verseuchten Spinne nicht in einen Mutanten mit integrierten Netzsprühdrüsen verwandelt. Genau wie im Comic bastelt sich der hochbegabte Nerd die Gerätschaften zum Verteilen von Netzflüssigkeit selbst. Der aufstrebende Superheld, der erst lernen muss, dass mit großer Macht große Verantwortung kommt, verliebt sich im neuen Film auch nicht in die rothaarige Mary Jane, sondern wie in den Comicvorlagen in die blonde Gwen, die von Emma Stone aus "Zombieland" gespielt wird.

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Doch natürlich geht es in San Diego nicht nur um die Verfilmungen von Comics. Man kann dort Comiclegenden ...

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... wie Jerry Robinson, der Batmans Erz-Feind, den Joker, erfand, kennenlernen und ihm eine Frage stellen oder im Beisein von Joyce Brabner ihres im letzten Jahr verstorbenen Ehemannes Harvey Pekar ("American Splendor") gedenken. Wer sich berufen fühlt, kann den großen Verlagen seine Zeichnungen präsentieren ...

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... oder einen Stand im Free Press Bereich anmieten und Werbung für seine selbstverlegten Comics machen. Für gar nicht so viele Dollar können Originalseiten erworben werden, und prominente Zeichner fertigen in der Artists' Alley Sketche für die Besucher an.

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Sympathisch ist, dass die Comic Con bei aller Professionalität immer noch eine Veranstaltung von Fans für Fans ist.

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So ziert das Cover des in hoher Auflage produzierten Programmheftes, das den 20. Geburtstag der Serie "Bone" feiert, nicht etwa eine ausgereifte Zeichnung vom "Bone"-Schöpfer Jeff Smith, sondern das etwas unbeholfene Gratulationsbild eines Hobbykünstlers. Das Hauptproblem der Comic Con ...

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... ist weiterhin ihre zunehmende Popularität:

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Die 1970 in einem Hotel mit 300 Fans gestartete Veranstaltung zog auch in diesem Jahr weit über 100 000 Menschen an. Die zunehmenden Besucherzahlen konnten einige Jahre lang noch durch den Ausbau des Convention Center kompensiert werden.

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Mittlerweile wird eher vergeblich versucht, auch die umliegenden Hotels und einige Freiflächen mit einzubeziehen. Immer wieder ...

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... droht die Verlegung des Cons nach Anaheim vor die Tore von Disneyland. Doch die Besucher kommen gerne nach San Diego.

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Auch diesmal waren am Ende der Veranstaltung die Mehrtagestickets für die Messe im nächsten Jahr schon wieder fast ausverkauft.

© SZ vom 26.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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