"Candide" in Bonn:Pikareske Abenteuer

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Das Theater Bonn entdeckt Voltaires "Candide" als hochaktuelles Stück. Doch die Inszenierung bleibt hinter der Vorlage zurück: als politische Satire ist das Ganze nicht konzentriert, als Farce nicht komisch, als Musicalversuch nicht knackig genug.

Von Alexander Menden

"Die, die sagen: Alles ist gut, das sind Schwindler!" Sollte man ein Resümee der derzeitigen Weltlage ziehen, wäre das nicht das unpassendste. Candide, der westfälische Weißclown, hat sich nach langer Odyssee mit einem Grüppchen Versehrter auf ein karges Inselchen gerettet. Was bleibt, ist ein Gärtlein zu bestellen, und nicht weiter darüber nachzudenken, wie schlimm alles ist. Mit dieser Schwundstufe individualisierter Genügsamkeit endet Voltaires "Candide oder der Optimismus", die boshafteste Anti-Theodizee der europäischen Aufklärung. So endet auch die Produktion, mit der Simon Solberg die Spielzeit des Theaters Bonn eröffnet. Zuvor ist Candide drei Stunden lang durch Deutschland, Portugal, Eldorado und Italien gereist und geflohen, und hat dabei ohne Ende Notzucht, Gemetzel und Zerstörung erlebt. Die Behauptung seines Lehrers Pangloß, man lebe in der "besten aller möglichen Welten" fand er nirgends bestätigt.

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