"Die Gesichter" von Tom Rachman:Mit dem Betrüger bangen

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Der kanadische Journalist Tom Rachman ist in seinem Roman "Die Gesichter" dem Hunger des Kunstmarktes nach Fälschungen auf der Spur und läuft dabei langsam zu großer Form auf.

Von Burkhard Müller

Mit "Die Gesichter" legt der 1974 in London geborene Kanadier und gelernte Journalist Tom Rachman, der einen der höchsten je bezahlten Vorschüsse für ein Erstlingswerk erhalten hat, seinen dritten Roman vor. Man wird nur langsam warm mit diesem Buch und diesem Protagonisten. Charles, genannt Pinch, verbringt seine Kindheit im Rom der Fünfzigerjahre, als Sohn des großen Malers Bear Bavinsky und seiner Frau, der deutlich jüngeren Töpferin Natalie, beides angelsächsische Expats, die der Charme des Dolce Vita in die Ewige Stadt gelockt hat. Sie und ihr Autor lassen keins der wunderbaren Bohème-Klischees aus, denn alle sind wahr: Sie hausen in einem chaotischen Atelier nahe der Piazza Navona, haben kein Geld, schmausen aber dennoch Austern und Vitello mit Steinpilzsauce, bezaubern die potenziellen Mäzene mit ihren ungehobelten Manieren - und natürlich ist der raumgreifende Bear ein alter Macho, für den Modell und Geliebte immer nur einen Pinselstrich weit auseinanderliegen, während die sich härmende Natalie allmählich ihre künstlerischen Ambitionen begräbt und sich still darein schickt, als Heimchen am Herd zu verblühen.

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