Nach Diebstahl-Serie:Leiter des British Museum tritt sofort ab

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Vertraute wohl seinem Team zu sehr: Der deutsche Kunsthistoriker Hartwig Fischer war seit 2016 Direktor des British Museum. (Foto: Benedict Johnson/dpa)

Jahrelang sollen Hunderte Exponate gestohlen worden sein. Das kulturhistorische Museum zieht nun personelle Konsequenzen.

Der Direktor des British Museum, Hartwig Fischer, tritt angesichts der kürzlich an die Öffentlichkeit gekommenen Diebstahlserie in dem Haus mit sofortiger Wirkung zurück. Das teilte die Londoner Institution am Freitag mit. Der Deutsche wollte eigentlich erst im kommenden Jahr seinen Posten abgeben.

Innerhalb der letzten Tage habe er im Detail die Ereignisse rund um die Diebstähle am British Museum und deren Untersuchung geprüft, teilte er in der Stellungnahme mit. Es sei offensichtlich, dass das Museum auf die Warnungen im Jahr 2021 und auf das Problem, das nun vollständig zu Tage getreten sei, nicht so umfassend reagiert habe wie es nötig gewesen wäre. "Die Verantwortung für dieses Versagen muss letztlich beim Direktor liegen", sagte Fischer laut Mitteilung.

Das British Museum hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass mehrere Objekte gestohlen oder beschädigt worden seien. Unter anderem gehe es um Goldschmuck, Juwelen aus Halbedelsteinen und Glas. Die Gegenstände stammen den Angaben nach teilweise aus dem 15. Jahrhundert vor Christus bis zum 19. Jahrhundert nach Christus. Im Verdacht steht ein früherer Mitarbeiter, der im Zusammenhang mit den Vorfällen entlassen wurde und gegen den rechtliche Schritte eingeleitet wurden.

Medienberichten zufolge sollen deutlich mehr als 1000 Objekte über einen Zeitraum von mehreren Jahren gestohlen worden sein. Zudem soll es schon 2021 Hinweise gegeben haben - etwa, dass Objekte aus dem Museum auf einer Online-Auktionsplattform zum Verkauf angeboten wurden. Die Hinweise seien jedoch ignoriert worden.

Die Institution in London gehört zu den wichtigsten Museen der Welt. Es beherbergt einige der bedeutendsten Kulturschätze der Menschheit. Dazu gehören ein erheblicher Teil der Parthenon-Skulpturen, der Stein von Rosetta und ägyptische Mumien.

Fischer hatte vor seinem Posten in London bedeutende deutsche Museen geleitet. Er war von 2006 an Direktor des Museums Folkwang in Essen. Im Jahr 2012 wurde er Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. 2016 wurde er nach London berufen. Erst Ende Juli hatte er bekannt, den Posten im Jahr 2024 abzugeben.

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Von Alexander Menden

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