Bohlen-Album:Bohlens Initialzündung

Lesezeit: 2 min

CR7, CB6, JB17 - sich oder sein Werk nur noch mit den Initialen und einer Zahl zu benennen ist angesagt. Das hat verspätet nun auch Dieter Bohlen erkannt.

Von Quentin Lichtblau

Dieter Bohlen mit Perücke als Reminiszenz an vergangene Tage. "DB1" sollte sein neues Album heißen. (Foto: Guido Kirchner/dpa)

"DB1" sollte es heißen, das lange erwartete neue Dieter-Bohlen-Album. Erst kurz vor Ostern kündigte Bohlen das Werk mit dem eigenartigen Initial-Titel an. Die Inspiration für letzteren hatte Bohlen wohl von seinem Neu-Kumpel, dem Berliner Rapper Capital Bra. Der hat nach boulevardtauglichem "Zoff" mit Bohlen inklusive anschließender Verbrüderung eine Coverversion von "Cheri Cheri Lady" produziert ("Cherry Cherry Lady"), die ging direkt auf Platz eins der Charts, womit Capital Bra nun der erfolgreichste Rapper der Geschichte in Deutschland ist (zwölfmal Nummer eins).

Vor zwei Wochen hat Bra nun sein Album "CB6" veröffentlicht. Es war sein sechstes - ergibt also Sinn. Sowohl den Initialen-Titel als auch die Coverbild-Optik hat sich Bohlen direkt geklaut. Der Schriftzug "DB1" steht vor einem Porträt in Schwarz-weiß, genau wie beim Rapper-Vorbild. Mit dem Unterschied, dass Bohlen sein Scream-Masken-Kieferlächeln aufgesetzt hat und damit unheimlicher aussieht als der nach Bösewichtigkeit strebende Gangsterrapper Bra.

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Um Grusel und Zähne soll es hier aber gar nicht gehen, sondern um die allgemein um sich greifende Lust am Namenskürzel. Warum haben Prominente von CR7 bis DB1 plötzlich das Bedürfnis, sich mit ihrer Selbstbezeichnung auf ein so nüchternes Star-Wars-Roboter-Minimum zu beschränken?

Wer hier bei Ego-Schwergewichten wie Cristiano Ronaldo oder Capital Bra eine neue Bescheidenheit vermutet, ist natürlich auf dem Holzweg. Weder Bohlen, der sich so lange "Pop-Titan" nannte, bis es ihm die Presse nachtat, noch dem bekanntesten Manspreader des internationalen Fußballgeschehens geht es bei ihren Initialen darum, sich in irgendeiner Form zurückzunehmen. Der Mechanismus verläuft genau umgekehrt: Wahrlich "jemand" ist natürlich derjenige, dessen Name sich schon allein an den Initialen erkennen lässt, sei es auf Hotel-Bademänteln, Jeans-Labels oder in Instagram-Hashtags.

Bohlen hat sich verzockt

Urvater dieser neuen Reduktionsdekadenz ist vermutlich "MJ" aka Michael Jackson, der sich aber spätestens in den Neunzigern mit einem anderen "MJ" herumschlagen musste: dem NBA-Überflieger Michael Jordan. CR7, JB17 (ja, Jérôme Boateng) und CB6 sind hier auf der halbwegs sicheren Seite, Initialvettern sind nicht in Sicht.

Bohlen dagegen hat sich mit seinem Kürzel "DB1" hochgradig verzockt. Problem ist nicht nur, dass er eh schon mit einiger Verspätung auf den Zug der Initialen-Dekadenz aufgesprungen war, was in etwa so unbemüht wirkt wie der Instagram-Auftritt von Markus Söder. Hinzu kommt nämlich, dass sein "DB" eben schon längst vergeben ist: Es steht auf jedem verdammten Zug in Deutschland. Noch dazu sind Bohlens Initialen eine international anerkannte Maßeinheit für: Lärm.

Das war also zu viel für Bohlen. Er musste vom fahrenden Zug abspringen, was naturgemäß eher holprig verlief: "Es gibt leider kein !!!!!!Album ! Zeitlich krieg ich es nicht hin. Sorry !", schrieb DB1 aufgeregt am Donnerstag seinen Instagram-Followern. Familie gehe schließlich vor. Familie? Sie kennen den wahren Grund, liebe Leser.

© SZ vom 27.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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