Bilderbuch:Bruchpiloten im Schnee, Meister auf der Jagd

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Illustration aus Natalie Marshall: Mein Zieh-Bilder-Spass. Tiere im Schnee. (Foto: Carlsen Verlag)

Seite für Seite stellt das Buch unterschiedliche Tiere in einer Schneelandschaft vor. Das Besondere für Kleine sind die Klappen zum Ziehen.

Von Laura Weissmüller

Wer einmal das Glück hatte, Papageientaucher in freier Wildbahn zu sehen, hat sein Herz schon verloren: Es dürfte kein drolligeres Geschöpf auf dieser Welt geben. In der Luft und auf dem Land sind die Vögel nämlich eher Bruchpiloten als Meister. Setzen sie zum Landeanflug an, stemmen sie beide Füße so nach vorne und schlackern mit ihren Flügeln derart ungelenk umher, dass der Beobachter sofort Hilfe leisten und Rettungsnetze aufspannen möchte. Allein: Die Landung klappt unfallfrei und die Brut wird - tapsig zwar, aber doch liebevoll - umsorgt. Die Papageientaucher brauchen keinen Assistenten.

Tatsächlich sind die Tiere im Wasser wahre Helden. Das zeigt auch das charmante Bilderbuch von Natalie Marshall. Denn wie ihr Name verrät, können die Vögel tauchen und das offenbar so schnell und ausdauernd, dass sie selbst flinke Fische dabei jagen und erlegen. Seite für Seite stellt das Buch unterschiedliche "Tiere im Schnee" in einer abstrahierten Winterlandschaft vor. Vom Eisbär und einem Walross über einen Eisfuchs bis zum riesigen Wal. Der wird sogar noch etwas größer, denn das Buch hat etwas, was gerade Kleinkinder lieben: Es lässt sich durch ein leichtes Ziehen an beiden Seiten verlängern.

Der Ziehmechanismus ist bei Marshall quasi der Cliffhanger: Wer versteckt sich in den Felsen? Wer hat weiße Flügel und fliegt weit über das Meer? Wohin watscheln die Pinguine? Das erfahren die jungen Betrachter, indem sie selbst an einer kleinen Schlaufe ziehen. Auch wenn sie das etwas ungelenk und kraftvoll machen, dürfte das kein Problem sein. Denn die Buchseiten sind aus dickem Karton und die Schlaufe ist noch einmal verstärkt. Durch die Seiten, die dabei zum Vorschein kommen, wird das kleine Büchlein nicht nur größer, die Tiere geraten auch in Bewegung, was die Szenen lebendiger macht.

Interessant ist, dass die australische Illustratorin ausschließlich Tiere ausgesucht hat, deren Leben - zumindest bislang - sich zu großen Teilen in Schnee und Eis abspielt. In Zeiten des Klimawandels muss man dann schon in sehr nördliche Gefilde ausweichen, um das gewährleisten zu können. Der deutsche Feldhase etwa dürfte immer häufiger keinen Schnee im Winter mehr sehen.

Natalie Marshall : Tiere im Schnee. Aus dem Englischen von Julia Hofmann. Carlsen, Hamburg 2017, 12 Seiten, 7,99 Euro.

© SZ vom 24.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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