Brandenburg an der Havel:Mehr E-Ausleihen an Brandenburger Bibliotheken

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Brandenburger Bibliotheken verleihen mehr digitale Medien als noch vor einigen Jahren. Die knapp 200 öffentlichen Bibliotheken sehen sich nicht mehr nur als...

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Brandenburg/Havel (dpa/bb) - Brandenburger Bibliotheken verleihen mehr digitale Medien als noch vor einigen Jahren. Die knapp 200 öffentlichen Bibliotheken sehen sich nicht mehr nur als reine Bücherstätten und bieten immer öfter Medien in elektronischer Form an, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.

Noch werden am häufigsten Printmedien ausgeliehen. „90 Prozent der Ausleihen sind Bücher und Zeitungen“, sagte die Vorsitzende des Landesbibliotheksverbandes Brandenburg, Cornelia Stabrodt. Der Anteil digitaler Ausleihen wachse aber jährlich. E-Books, E-Zeitungen, E-Videos, Filme und Musik zum Downloaden würden immer beliebter.

„Aus meiner Einrichtung, der Fouquè-Bibliothek Brandenburg an der Havel, kann ich sagen, dass die Ausleihen von 2016 zu 2017 um zehn Prozent, von 2017 zu 2018 um 20 Prozent gestiegen sind“, sagte Stabrodt. Im Zeitalter des digitalen Wandels müssten sich eben auch die Bibliotheken anpassen. Weil sich Bibliotheken dafür zusammenschließen, gebe es eine größere Auswahl an E-Medien. „In den nächsten Jahren wird das Angebot und die Ausleihe weiter steigen.“

Bibliotheken entwickeln sich ihrer Meinung nach zu Orten mit einer „Infrastruktur zum Lernen“. Mittlerweile sei nicht mehr nur die Leseförderung im Vordergrund, sondern auch die Medienkompetenz, erklärte Stabrodt. Viele Angebote werden von Kindergärten und Schulen genutzt. So bietet die Bibliothek in Potsdam beispielsweise Kinderliteratur auf „Emojisprache“ an.

Zudem gibt es Führungen für junge Besucher. 170 Kita- und Schulführungen mit 3200 Teilnehmern gab es im vergangenen Jahr an der Haupt- und den zwei Zweigbibliotheken Potsdam. Am 24. Oktober ist der jährliche „Tag der Bibliotheken“. Der Tag soll auf das Angebot und die Entwicklung der Bibliotheken aufmerksam machen.

Einmal im Monat findet in der Landesbibliothek Potsdam der „Maker Samstag“ statt mit Einführung in den 3D-Druck, einem Repaircafé mit kostenlosen Werkzeugen zum Reparieren und einem Workshop zum Coding und Programmieren. An so einem Samstag kommen dann bis zu 1200 Besucherinnen und Besucher. „Bibliothek ist mehr als nur Bücher ausleihen“, davon ist die Direktorin der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam, Marion Mattekat, überzeugt.

„Wir wollen auch die Landbevölkerung mit unserem Angebot erreichen. Die flächenmäßige Versorgung ist bisher noch nicht zufriedenstellend“, sagte Stabrodt. Es müsse mehr „richtig gut ausgestattete“ Bibliotheken geben, die „engagiert betrieben werden“. Als Nutzerin oder Nutzer einer Bibliothek können auch Menschen in ländlicheren Regionen Medien ausleihen - von Zuhause aus.

Ländliche Bibliotheken seien bisher noch nicht so gut ausgestattet wie in Städten. Oftmals fehle das Geld. Die Ausstattung der Bibliotheken ist laut Verbandsvorsitzender von den Gemeinden abhängig. Ziel sei, weiterhin die Ausstattung der ländlichen Bibliotheken auszubauen und auch ein digitales Angebot zu bieten.

Bei den digitalen Angeboten wird nicht nur an Jugendliche gedacht. Viele Bibliotheken in Brandenburg bieten kostenlose Sprechstunden und Hilfestellungen für den Umgang mit digitalen Geräten an - so auch die Stadt- und Regionalbibliothek Frankfurt (Oder). Unter dem Motto „Aktiv im Alter“ werden Senioren und Seniorinnen Medien erklärt und Fragen rund um Digitales geklärt.

„Die Statistiken zeigen: Wir müssen uns keine grundsätzlichen Sorgen um die Zukunft der Bibliotheken machen“, sagte Stabrodt. Rund 2,7 Millionen Menschen besuchten 2018 die 197 öffentlichen Bibliotheken im Land Brandenburg. Häufige Bibliotheksbesucher seien nach wie vor Kinder und ihre Familien. Auch immer mehr Migranten, Asylbewerber und Menschen mit Behinderung nutzten die Einrichtungen.

„Bibliotheken sind ein Ort für alle Menschen. Studenten und Schüler nutzen die Bibliothek gerne als Arbeitsort. Auch viele ältere Menschen kommen“, sagte Mattekat. Menschen verlassen die Bibliotheken nicht immer mehr nur mit Stapeln von Büchern. Stattdessen halten sich mehr Besucher in den Einrichtungen auf. Die Aufenthaltsqualität solle durch ein vielfältiges, digitales Angebot gesteigert werden. „Wir sind auf die Unterstützung des Ministeriums angewiesen zur weiteren Digitalisierung der Bibliotheken“, sagte Stabrodt.

Durch Kooperationen mit Schulen und thematischen Projekten versuchen Bibliotheken weiterhin die Leseförderung zu stärken. Laut Verband bleibt es eine Herausforderung, Kinder und Jugendliche für Bibliotheken zu begeistern. „Jugendliche sind nicht mehr nur mit Tablets anzulocken“, sagte Stabrodt. Denn die gebe es überall.

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