Der Spanier José Martinez wird neuer Ballettchef der Pariser Oper. Wie das Haus mitteilt, hat sich der 53-Jährige in der Endrunde gegen drei Konkurrenten durchgesetzt. Er tritt das Amt im Dezember an. In Cannes und Paris ausgebildet, schaffte Martinez 1988 den Sprung ins Corps de ballet der französischen Hauptstadt-Oper. Neun Jahre später hatte er sich an die Spitze getanzt und wurde zum Danseur étoile ernannt. Martinez beherrscht alle Stilfarben zwischen Klassik und Tanztheater und machte sich auch international einen Namen. Seit 2008 machte er sporadisch auch eigene Choreografien, von 2011 an leitete er acht Jahre lang die Nationalkompanie in Madrid und sorgte dort für ein abwechslungsreiches, zeitgenössischeres Programm.
Das Pariser Opernballett übernimmt Martinez in stürmischen Zeiten. Im Sommer demissionierte seine Vorgängerin Aurélie Dupont, deren Repertoirepolitik unter traditionsbegeisterten Ballettfans scharfe Kritik ausgelöst hatte. Innerbetrieblich war ihr Führungsstil umstritten. Der Nachfolger verspricht nun, für "den Zusammenhalt aller Beteiligten" einzustehen. Angesichts der herausfordernden Mission will er künftig aufs Choreografieren verzichten. Mit seiner Wahl setzt der Generaldirektor der Pariser Oper, Alexander Neef, ein Zeichen für weniger Glamour und mehr Solidität: José Martinez gilt als Mann des Ausgleichs und geschmackssicherer Ballettkurator.