Ausstellung:Homotherium latidens

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Sie waren Rudeljäger, vorzügliche Läufer und hatten Zähne wie ein Steakmesser: Im Paläon in Schöningen lässt sich viel über Säbelzahntiger erfahren.

Von Harald Eggebrecht

Leibhaftig möchten wir dieser imposanten Raubkatze lieber nicht begegnen, es sei denn von sicherem Beobachtungsposten aus. Die Menschen vom Typus Homo heidelbergiensis, die vor rund 300 000 Jahren an einem Seeufer nahe der heutigen niedersächsischen Kleinstadt Schöningen mit ihren Speeren auf Pferdejagd gingen, hatten unbedingt mit der etwa löwengroßen Säbelzahnkatze mit dem schönen Wissenschaftsnamen Homotherium latidens (großzahnig) zu rechnen. Relikte von schon dreien dieser wuchtigen Raubtiere haben die Archäologen in jener Schicht gefunden, in der auch die berühmten Speere entdeckt wurden.

Im Paläon, dem am Ausgrabungsort für die Speere und weitere Funde errichteten Ausstellungs- und Forschungszentrum, kann man nun gefahrlos die ganze Familie dieser Säbelzahnträger betrachten, die hiesigen Zahn- und Knochenfunde ebenso wie ein vollständiges Skelett des besonders langzahnigen Smilodon fatalis aus Amerika, der noch bis vor 12 000 Jahren gelebt hat und den modernen Ureinwanderermenschen in dem Doppelkontinent über den Weg gelaufen sein könnte. Das europäische Homotherium dagegen starb viel früher aus. Die hochbeinigen, schlanken Tiere mit Stummelschwanz waren wohl Rudeljäger und vorzügliche Läufer. Die Krallen konnten sie ähnlich dem Geparden nicht ganz einziehen und benutzten sie wie Spikes. Ihre Zähne haben Sägeränder wie bei Steakmessern, sie konnten den Beutetieren mit jedem Biss gewissermaßen Stücke herausschneiden, sodass die rasch vom Blutverlust geschwächt, überwältigt werden konnten. Ein solcher Sägezahn war das erste Fundstück in Schöningen. Die bilderreiche Ausstellung bietet nicht nur die staunenswerten uralten Knochenfunde, sondern präsentiert den Artenreichtum der heutigen Katzen in prächtigen lebensechten Präparaten und zeigt an vielen Modellen den großen Unterschied zur Säbelzahnfamilie. Wegen der langen Eckzähne mussten sie ihr Maul entschieden weiter aufsperren als heutige Tiger oder Leoparden. Am Ende wähnt man sich auf einer grandiosen Safari durch die Eiszeitsteppe vor 300 000 Jahren.

© SZ vom 22.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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