Ausstellung:Grenzgänger

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Das Gipfeltreffen zwischen dem nordkoreanischen Staatsführer Kim Jong-un und dem US-Präsidenten Donald Trump wie Sun Mu es sieht: "Das meine ich" 2018. (Foto: Sun Mu, courtesy Kunstraum München)

Von einem, der fortgegangen, aber nie richtig angekommen ist: Der aus Nordkorea geflohene und in Südkorea lebende Künstler Sun Mu stellt im Kunstraum aus

Von Evelyn Vogel

Holzschnittartig wirken die beiden Gestalten. Sie erinnern an den Propagandastil Nordkoreas und zugleich weisen sie eine große Nähe zur westlichen Pop Art auf. Ruft man sich die Aussagen des nordkoreanischen Staatsführers Kim Jong-un und des US-Präsidenten Donald Trump nach deren Gipfeltreffen in Erinnerung, empfindet man die Darstellung von Sun Mu als äußerst passend zu den Worthülsen, die den mit vielen Hoffnungen verbundenen Treffen folgten. Eben jene Gipfeltreffen zwischen Nordkorea, Südkorea und den USA sind es, die den Künstler Sun Mu aktuell besonders beschäftigen und die der aus Südkorea stammende, südlich von München lebende Kurator Jae-Hyun Yoo und Ko-Kurator Alexander Steig in den Mittelpunkt der Ausstellung "Look At Us" von Sun Mu im Kunstraum gestellt haben.

Wer ist dieser Künstler, der sein Gesicht kaum offen zeigt und sich selbst hinter dem Pseudonym "Sun Mu" verbirgt, was so viel bedeutet wie "Der Grenzenlose"? Der heute 47-Jährige wurde in Nordkorea geboren. Politisch hatte er sich mit dem Regime in seiner Heimat arrangiert und wurde als Propagandamaler ausgebildet. Doch in den Neunzigerjahren floh er vor der großen Hungersnot über den Grenzfluss nach China, wo er einige Zeit lebte, und schlug sich schließlich über Thailand und Laos nach Südkorea durch. Nicht alles, was er dort vorfand, fand er auch gut. Bis heute muss er feststellen, dass er manches, was die Wiedervereinigung betrifft, auch in seiner neuen Heimat nicht künstlerisch ausdrücken kann, ohne mit Zensur rechnen zu müssen.

In der Ausstellung im Kunstraum, einem kleinen, vereinsbasierten Ausstellungsprojekt, sind neben den plakativ wirkenden, an den Personenkult Nordkoreas angelehnten Darstellungen und grellen, gesellschaftskritischen Szenen auch subtilere Arbeiten zu sehen. Da gibt es Bilder, die auf vielfältige Weise an Sun Mus Flucht aus Nordkorea erinnern, sowie Momente von poetischer Schönheit. Wo sich der künstlerische Grenzgänger zwischen Ost und West heute verortet, darüber wird er in einem Gespräch an diesem Mittwoch Auskunft geben.

Sun Mu: Look At Us , Kunstraum München, Holzstr. 10, bis 20. Oktober, Mi-So 14-19 Uhr, Künstlergespräch: Sun Mu und der Kurator Jae-Hyun Yoo, Mi., 25. September, 19 Uhr

© SZ vom 25.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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