Ausstellung:Entdeckung mit Pfeife

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Ein lange vermisstes Bild von Robert Genin ist nun im Schlossmuseum Murnau zu sehen

Von Sabine Reithmaier

In Privatbesitz wieder aufgetaucht: Robert Genins Ölgemälde "Mann mit Pfeife" (1923). (Foto: Schlossmuseum Murnau)

Einen überraschender Neuzugang, wenn auch nur als Leihgabe, meldet das Schlossmuseum Murnau: Ein vermisstes, viele Jahre erfolglos gesuchtes Gemälde des russischen Malers Robert Genin (1884 - 1941) ist wieder aufgetaucht. Sein privater Besitzer hatte von der Murnauer Ausstellung des Expressionisten in der Süddeutschen Zeitung gelesen (SZ vom 24.4.) und sich daraufhin gemeldet. Dass er den "Mann mit Pfeife" zudem für die noch laufende Genin-Ausstellung (bis 30.6.) zur Verfügung stellt, freut Museumsleiterin und Genin-Forscherin Sandra Uhrig natürlich besonders.

Nach eigenen Angaben hat der Mann das Ölgemälde Ende der Siebzigerjahre erworben. In der Öffentlichkeit war das 1923 entstandene Bild lang nicht mehr zu sehen gewesen. Bereits während seiner ersten Präsentation in der Herbst-Ausstellung der Berliner Secession 1925 wurde es um 4000 Mark verkauft an den Berliner Bankier Rudolf Löb (1877 - 1966), damals persönlich haftender Gesellschafter im jüdischen Bankhaus Mendelssohn, einer der größten Privatbanken Deutschlands.

Vom Verkauf berichtet ein Brief, den Genins zweite Frau Margarete im Dezember 1925 an Marianne, verheiratet mit Genins Schweizer Mäzen Karl im Obersteg, schrieb. "Ich höre nun, dass das Bild, was auf der Sezession verkauft wurde, ,Der Raucher', von meinem Mann für Sie ursprünglich gedacht war und daher anfangs als unverkäuflich angegeben war. Herr Kohler - dem mein Mann davon gesprochen hatte, wie sehr ihm daran liegt gerade sein Bestes bei Euch in Basel zu haben, hat das Bild in der Ausstellung gesehen und abgeraten, es Euch zu geben - weil ein anderes Bild, auch ein Raucher, schöner sei. So ist das Bild in der Ausstellung um 4000 MK verkauft worden und nun wäre Euch das Schönere, was eben im Atelier ist, sicher." Kurze Zeit später war das Gemälde in Alfred Flechtheims Kunstzeitschrift "Der Querschnitt" abgebildet. Die Novemberausgabe des Jahres 1926 zeigte ein Foto von Genin in seinem Berliner Atelier. Der Maler steht vor der Staffelei und hat den "Mann mit Pfeife" gerade in Arbeit. Das Foto selbst ist vermutlich älter, da das Gemälde noch unvollendet ist.

Der Maler Robert Genin (1884 - 1941) im Atelier. Auf der Staffelei steht das da noch unvollendete, nun wieder aufgetauchte Gemälde "Mann mit Pfeife" (1923). (Foto: Schlossmuseum Murnau)

Wenige Jahre später taucht das Bild noch einmal in der Öffentlichkeit auf. Im Juli 1928 findet in der Nationalgalerie Berlin die "Zweite Ausstellung Deutscher Nach-Impressionistischer Kunst aus Berliner Privatbesitz" statt. Drei Gemälde Genins sind zu sehen, eines davon ist der Raucher, im Katalog gelistet als "63. Mann mit Pfeife. 1923. Besitzer: Herr Rudolf Loeb.

Nachdem Löb 1938 unter dem Druck der Nazis das vorläufige Ende der jüdischen Bank ausgehandelt hatte, wanderte er ein Jahr später nach Argentinien aus. 1948 zog er in die USA. Er starb 1966 in Boston; seine Kunstsammlung wurde 1972 bei Sotheby Parke Bernet in New York versteigert, darunter auch der "Mann mit Pfeife", verzeichnet als "The Russian Musician".

© SZ vom 22.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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