Ausstellung:Ab in die Zukunft

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Stellt das Fahrrad das wichtigste Fortbewegungsmittel von morgen dar? Wie funktioniert eine nachhaltige Mobilität? Antworten auf diese und andere Zukunftsfragen sucht die aktuelle Ausstellung im Textilmuseum. (Foto: Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg)

Das Textilmuseum macht sich in einer Mitmach-Ausstellung Gedanken über Augsburg im Jahr 2040. Für die in Workshops entwickelten Ideen und Visionen zeichnen die Bürger selbst verantwortlich

Von Janna Wolf

Eine Ausstellung zum Mitgestalten und Zukunft zum Anfassen - das Textilmuseum hat unter Mitwirkung der Augsburger eine Ausstellung über Zukunft, Diversität und Vielfalt gestaltet und damit ein Pilotprojekt für ganz Bayern gestartet. Ein Projekt, in dem es lebhaft zugeht: Schon von weitem sind Musik und Kindergeschrei zu hören.

In der Mitte des Raumes befindet sich eine kleine Bühne, hier haben sich rund 50 Kinder versammelt. Sie lachen, reden, balgen sich, während sie für eine Musik- und Tanzperformance proben, die das Leben in der Zukunft abbilden soll. Am Abend spielen sie das Stück ihren Eltern vor. Für ihren Auftritt haben sie den perfekten Ort ausgesucht: In "Augsburg 2040 - Utopien einer vielfältigen Stadt" sind sie umgeben von Zukunftsvisionen, die sich mit Themen wie Mobilität, Wohnen und Gesundheit beschäftigen. Auftritte wie die der Schulklasse werden im nächsten halben Jahr häufiger auf der Veranstaltungsfläche in der Ausstellung stattfinden. Neben Konzerten und Tanzperformances sind auch Sitzungen und Versammlungen von Vereinen geplant. Das Format "Augsburg 2040" hat auch deshalb wenig mit einer üblichen Ausstellung gemein.

Für die Inhalte zeichnen die Augsburger selbst verantwortlich. Das Museum veranstaltete 40 Workshops mit je 100 Teilnehmern. Gemeinsam mit einem Experten überlegten die Bürger, wie die Zukunft in ihrer Stadt aussehen könnte und welche Konflikte eventuell zu erwarten seien. "Es ist ein urdemokratischer Ansatz, dass die Menschen selbst bestimmen, was sie hier sehen wollen, und nicht wir", sagt Museumsdirektor Karl Murr. Er war als Moderator bei einigen Workshops dabei und wirkte bei der Darstellung der Inhalte mit. "Es war eine Reise für uns alle, weil wir so etwas in dieser Größenordnung mit so vielen Beteiligten noch nie gemacht haben."

Auch in der Ausstellung ist die Beteiligung der Besucher gefragt, sei es beim Erstellen einer Augsburger Verfassung oder beim Ausprobieren eines Einquadratmeterhauses. Im Themenbereich Arbeit können Besucher in zwei Räumen Zukunftsvisionen am eigenen Leib erfahren; im Parcours der Vielfalt werden sie aktiv zum Diskutieren aufgefordert, können Verpflichtungen für die Zukunft eingehen oder Geschichten von Menschen lauschen, die die Gesellschaft ausgegrenzt hat. "Das Prinzip ist, dass die Menschen sich die Ausstellung aneignen, dadurch wird sie komplett", sagt Murr.

Wie das funktioniert, zeigt das Archiv der Zukunft. Wer mag, kann einen Gegenstand abgeben, der seiner Meinung nach für die Zukunft bewahrt werden soll. Das Objekt wird in einen Glaszylinder gepackt und für alle sichtbar in ein Regal gestellt. Auf einem Notarblatt erklärt der Besitzer, warum er den Gegenstand gewählt hat - verbunden mit einer Frage: "Woran werden wir Wichtiges messen?" etwa, oder "Werden Kinder noch mit Modelleisenbahnen spielen?". Besucher können auf einem großen Papierbogen in der Mitte des Archivs die Fragen kommentieren. Viele Zylinder sind gefüllt, doch es gibt noch freie Plätze.

Wer sich aktiv an etwas beteiligen möchte, muss sich intensiv mit dem jeweiligen Thema auseinandersetzen. Das kann anstrengender sein, als etwas nur passiv zu betrachten. In "Augsburg 2040" lohnt sich der Aufwand: Die Ausstellung spricht alle relevanten Themen an, die uns in Zukunft betreffen werden, von alternativen Arbeits- und Mobilitätskonzepten bis hin zum Konsumverhalten und technischen Entwicklungen in der Medizin. Dabei werden keine wissenschaftlichen Fakten aufgezählt, sondern lediglich Möglichkeiten aufgezeigt.

Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf dem Thema Inklusion und Integration. Das Hunderte Menschen an der Gestaltung mitgewirkt haben, spürt man hier besonders: Der nicht sonderlich große Ausstellungsraum steckt voller individueller Geschichten, die Besucher über kleine Kopfhörer anhören oder auf Bildschirmen verfolgen können.

Gar nicht so einfach, alles bei nur bei einem Besuch zu erfassen. Glücklicherweise kann man immer wiederkommen. Der Eintritt in die Ausstellung ist frei.

Augsburg 2040 - Utopien einer vielfältigen Stadt , Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg, bis So., 27. 10., Di. bis So., 9 bis 18 Uhr, Provinostr. 46, Augsburg

© SZ vom 31.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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