"Ant-Man and the Wasp: Quantumania" im Kino:Insekten auf Zeitreise

Lesezeit: 2 min

Ant-Man (Paul Rudd, links) und Familie landen im Quantenreich. (Foto: dpa)

Der Marvel-Blockbuster des Quartals heißt "Ant-Man and the Wasp: Quantumania". Besonders viel Lust scheinen aber nicht mal die Drehbuchautoren auf den Film gehabt zu haben.

Von Magdalena Pulz

Eigentlich ist Scott Lang im Superhelden-Ruhestand. Nicht nur hat der sympathische Ex-Häftling seinen Ant-Man-Anzug abgelegt, er hat sogar schon das notorische Nachwehen-Buch über seine Abenteuer mit den "Avengers" geschrieben (der Publicity-Gag: "Look Out for the Little Guy" soll ab September auch real erhältlich sein). Aber Langs Familie - seine Partnerin Hope alias "The Wasp", deren Vater Hank Pym, der Erfinder und erste Träger des Ant-Man-Anzugs, und Scotts Teenage-Tochter Cassie - ist nicht so schnell vom Superhelden-Dasein abzubringen. Sie forscht weiter an einem der größten Mysterien des "Marvel Cinematic Universe" (MCU): dem Quantenreich.

Das Quantenreich ist eigentlich von Beginn an Teil der Ant-Man-Geschichte, und trotzdem weiß man so gut wie nichts darüber. Mithilfe der von Dr. Hank Pym (Michael Douglas) erfundenen Technologie ist es möglich, sich so klein zu machen, dass man sich im subatomaren Bereich wiederfindet, dem Quantenreich, das man aus eigener Kraft nicht wieder verlassen kann. Vor allem aber hat sich in den letzten "Avengers"-Filmen noch etwas anderes herausgestellt: Mithilfe dieser Welt sind - wie auch immer - Zeitreisen möglich. Und das ist selbst für das MCU eine große Sache. Insbesondere weil Marvel schon bekannt gegeben hat, dass der nächste große Gegner der "Avengers" in "Phase fünf und sechs" des Marvel-Masterplans (uns zu knechten, in die Kinos zu treiben und ewig ans MCU zu binden) kein anderer als "Kang, der Eroberer" sein wird - ein Zeitreisender. Also, macht uns Regisseur Peyton Reeds "Ant-Man and the Wasp: Quantumania" endlich den Quantenraum verständlich?

Diese Fantasy-Welt ist so grenzenlos, dass sie beliebig wird

Zumindest bringt er uns mitten rein: Die Ant-Man-Familie wird im "Jumanji"-Style unfreiwillig in den Quantenraum gesaugt und voneinander getrennt in einer Welt ausgespuckt, von der sie nur weiß, dass sie extrem gefährlich ist. Zwar saß Hopes Mutter Janet van Dyne (die fast ablenkend attraktive Michelle Pfeiffer) hier 30 Jahre ihres Lebens fest, nur macht sie ein ziemliches Geheimnis aus dieser Zeit. Kein Wunder, dass die Familie der Insekten-Superhelden vom Quantenreich gelinde gesagt überrascht ist: fremdartige (und etwas breiig animierte) Landschaften wie Lavaflüsse mit fliegenden Steinbergen, futuristische Städte oder an Dalís Surrealismus erinnernde Wüsten. Vor allem aber sind dort auch die verrücktesten Wesen wohnhaft: vom sprechenden Gummibärchenwobbel über einen Brokkoli-Mann oder an "Star Wars" erinnernde Humanoide.

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Das kann unterhaltsam sein, etwa wenn ein pinkes Flobberwesen Scott Lang über die "Löcher" in seinem Körper ausquetscht ("sieben Stück!"). Aber am Ende wirken die konstant wechselnden Kulissen und Wesen leider chaotisch und etwas lieblos zusammengeworfen. Egal ob Science-Fiction, Superhelden oder Fantasy, auch erfundene Realitäten sollten in sich kohärent sein.

Eine Welt, die miniklein ist und Zeitreisen möglich macht und alle denkbaren Wesen und Landschaften und Technologien beherbergt - das ist einfach nur ein Deus ex machina als Ort. Und schlimmer: faules Storytelling. Warum sollte sich irgendwer dafür interessieren, was dort vor sich geht? Dass die Superhelden-Familie tatsächlich auch noch auf den zukünftigen Marvel Endgegner "Kang" trifft, wirkt nahezu albern. Nicht gerade der Big-Screen-Auftakt, den man nach Thanos erwartet hätte. Insbesondere weil Kangs Sidekick ausgerechnet der Cyborg M.O.D.O.K ist, ein Comic-Urgestein, das mit frischer Backstory ins Quantenreich transferiert wurde. M.O.D.O.K ist eigentlich ein grausames Supergenie, kommt hier aber leider doch eher als Humpty Dumpty rüber.

Da hilft es nicht, dass Paul Rudd als Ant-Man seinen besten treu-naiven Blick auflegt, dass Evangeline Lilly als Wasp eine absolut glaubhafte Superheldin abliefert. Am Ende verliert sich "Ant-Man and the Wasp: Quantumania" in sehr vielen Nichtigkeiten.

Ant-Man and the Wasp: Quantumania , USA 2023 - Regie: Peyton Reed. Buch: Jack Kirby, Jeff Loveness. Mit: Paul Rudd, Evangeline Lilly, Michelle Pfeiffer, Michael Douglas. Disney, 125 Minuten. Kinostart: 15. Februar 2023.

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