30 Jahre Alte Oper in Frankfurt:Deutschlands schönste Ruine

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Nach dem Krieg war sie über Jahrzehnte hinweg "Deutschlands schönste Ruine". Dann wurde sie wieder aufgebaut. Nun feiert die Alte Oper in Frankfurt am Main ihr Comeback vor 30 Jahren.

Die Frankfurter Bürger müssen ihre Alte Oper lieben. Schließlich hat sie der spätklassizistische Bau in seiner langen Geschichte bereits zweimal derartig viel Geld und Nerven gekostet, dass der Spiegel schon von einem "finanzpolitischen Trauerspiel" sprach. Nun feiert die Alte Oper dreißigjähriges Jubiläum ihrer Wiedereröffnung am 28. August 1981 - und steht finanziell besser da denn je.

Die Alte Oper in Frankfurt am Main bietet vieles an: Bälle für Unternehmensberater und Sinfonik für Kindergärten. Vor 30 Jahren wurde sie wiedereröffnet. (Foto: dpa)

Michael Hocks ist der Intendant dieses ehemaligen Operhauses, das heute zu den führenden Konzert- und Veranstaltungsbühnen Deutschlands gehört. 30 Jahre wird die Alte Oper in ihrem zweiten Leben nun, gut die Hälfte dieser Zeit hat Hocks sie geleitet. Im kommenden März wird ein neuer Intendant übernehmen: Stephen Pauly, der bisher künstlerischer Leiter am Mozarteum in Salzburg war. Seit 1998 hat Hocks das Haus geführt und hat es in dieser Zeit programmatisch wie finanziell erneuert. Daniel Barenboim tritt hier genauso selbstverständlich auf wie Lou Reed oder der Komiker Eckhart von Hirschhausen:"Die Alte Oper ist kein Haus mehr, vor dem jemand Schwellenangst haben muss", konstatiert Hocks.

Dem Publikum gefällt das, 450.000 Besucher kamen im Jahr 2010, und so erwirtschaftet die Alte Oper inzwischen knapp zwei Drittel ihres 19-Millionen-Euro-Etats selbst, durch Sponsoring, Kartenverkäufe und Vermietung. Deshalb gibt es auch Veranstaltungen wie die Preisverleihung zum "Entrepreneur des Jahres" durch eine große Unternehmensberatungsgesellschaft. Ein unvermeidlicher Schritt, nachdem die Stadt Frankfurt ihre Zuwendungen empfindlich gekürzt hatte und die Zukunft der Alten Oper auf dem Spiel stand.

Zweimal schon hatte die Alte Oper, wie sie seit der Eröffnung des neuen Opernhauses in den fünziger Jahren heißt, die Stadt Frankfurt und ihre Bürger finanziell auf die Probe gestellt. In den sieben Jahren ihrer Errichtung verschlang der Bau das Zehnfache dessen, was am Anfang geplant gewesen war. Kaiser Wilhelm I. soll bei der Eröffnung 1880 gesagt haben:"Das könnte ich mir in Berlin nicht erlauben."

Diesem Prunk setzte ein Luftangriff während des zweiten Weltkriegs ein jähes Ende. "Die schönste Ruine Deutschlands" - das war die Alte Oper in den Jahren nach ihrer Zerstörung im März 1944, nur die prunkvolle Fassade stand da noch.

Das Geld ging. Die CDU blieb

1952 begannen Frankfurter Bürger Spenden zu sammeln für den Erhalt des Gebäuderestes. Dieses Engagement wuchs in den kommenden Jahrzehnten derart, dass im Jahr 1972 schon 11,5 Millionen Mark eingenommen worden waren. Vier Jahre später gab der Frankfurter Magistrat grünes Licht für den Wiederaufbau der Oper als Konzert- und Kongresszentrum.

Diesmal überstiegen die Kosten des Bauvorhabens die ursprünglichen Schätzungen um das Fünffache, 200 Millionen Mark waren es am Ende. Die Süddeutsche Zeitung nannte das eine "teure Füllung für die alte Haut". Die CDU, die das Projekt maßgeblich vorangebracht hatte, blieb in der Mainmetropole noch weitere acht Jahre an der Macht. Heute vor dreißig Jahren wurde das Opernhaus mit Gustav Mahlers 8. Sinfonie wiedereröffnet.

© sueddeutsche.de/dapd/dpa/caja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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