"21 Jump Street" im Kino:Die ältesten Teenies der Welt

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Pausenhof-Helden im zweiten Versuch: Jonah Hill und Channing Tatum müssen im Remake der 80er-Jahre-Serie "21 Jump Street" als Undercover-Cops zurück in die Highschool. Und stellen fest, dass die Zeit auch für zwei notorische Kindsköpfe nicht stehengeblieben ist.

Susan Vahabzadeh

Für die Helden der Pausenhöfe ist die beste Zeit ihres Lebens oft schon vorüber, bevor sie volljährig sind; die Welt jenseits der Schule nimmt keine Rücksicht darauf, ob einer sich daran gewöhnt hat, ein Glückskind zu sein. In der Anfangssequenz von "21 Jump Street" sehen wir im Zeitraffer, wie es war, als Schmidt (Jonah Hill) und Jenko (Channing Tatum) noch zur Schule gingen - sie konnten einander nicht ausstehen: der moppelige Schmidt wird gehänselt, Jenko gilt als total heißer Typ.

Abschlussnacht mit Feuerwerk: Channing Tatum (links) und Jonah Hill in "21 Jump Street". (Foto: Sony)

Den Abschlussball verpassen sie dann aber beide: Schmidt hat eine heiße Braut gefragt, die ihn hat abblitzen lassen, und Jenko, nicht gerade ein heller Kopf, darf nicht hin, weil er den Abschluss eh nicht schafft.

Als sie sich ein paar Jahre später auf der Polizeischule wiederbegegnen, werden sie dann plötzlich beste Freunde, jetzt haben sie es nämlich beide schwer. Und sie ergänzen sich hervorragend. Jenko hilft Schmidt, das Training einigermaßen zu überstehen, Schmidt paukt Jenko durch die Prüfungen. Dann folgt der erste Einsatz als Cops - wie die Welpen tollen die zwei durch einen Park, was die Drogendealer, die sie dabei zu verhaften versuchen, ziemlich amüsiert.

Sie bauen Mist und werden versetzt - in eine Einheit, die zwei Kindsköpfe gebrauchen kann: Als Undercover-Cops werden sie an der Highschool eingesetzt, das Hauptquartier dieser Babytruppe ist in 21 Jump Street.

Auch da sind sie die Loser - die Mädchen sind einfach schneller. Schmidt und Jenko müssen derweil durch ihren ersten Einsatz, abends Jump Street, tagsüber Kinderzimmer: Als WG in Schmidts Elternhaus muss man sich die beiden ungefähr so vorstellen wie eine moderne Schüler-Variante von Jack Lemmon und Walter Matthau als "Ein seltsames Paar"; ganz so lustig sind sie nicht - aber sie machen sich in diesem Film mit so viel Eifer zum Affen, verwandeln die unvermeidlichen profanen Gags mit so viel Spielfreude in eine Tugend, dass man sie einfach komisch finden muss.

Liebenswerte Verlierer mit Selbstironie

Der Schönling Channing Tatum, der gerade in "Haywire" und "Für immer Liebe " zu sehen war, wurde noch nie passender besetzt, und Jonah Hill, in diesem Jahr für einen Oscar nominiert für "Moneyball", wird für seine Generation von Schauspielern vielleicht eines Tages wirklich jemand sein wie Jack Lemmon - er ist ungeheuer talentiert, das hat man schon gesehen, als er vor zwei Jahren das giftige Muttersöhnchen "Cyrus" spielte, und er hat dieselbe Fähigkeit, gleichermaßen rührend und komisch zu sein, ein liebenswerter Verlierer.

"21 Jump Street", inszeniert von Phil Lord und Christopher Miller ("Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen", ein irrwitziger Zeichenfilm) ist ein schrulliger Film mit viel Selbstironie - er nimmt alle Genres, die er berührt, Buddy-Movie, Cop-Film und Highschool-Komödie, auf die Schippe, und er macht vor seinen Protagonisten nicht halt. "Du siehst aus wie 35", sagt einmal ein Mitschüler zu Jenko; Channing Tatum ist 32.

Die neue Droge, deren Verteiler Jenko und Schmidt aufspüren sollen, müssen sie dann natürlich leider selbst ausprobieren, sie hat einen wunderbaren Effekt: Die beiden sind, weil sie sich ihre Decknamen an der Schule nicht merken konnten, in den Kursen des jeweils anderen gelandet, und im Vollrausch gibt Schmidt plötzlich einen hinreißenden Peter Pan in der Theatergruppe ab, und Jenko knüpft erste Bande zu den Wissenschafts-Nerds.

Den Rucksack schnallt man sich ordentlich um

Das ist die bittere Erfahrung, die Jenko macht bei seiner Rückkehr in die Schule - er lernt einiges über die Vergänglichkeit von hip. Obwohl erst sechs, sieben Jahre vergangen sind, seit er selber der coolste Kerl von allen war, sind all seine Aktivposten inzwischen von gestern. Football spielt er nicht wegen der Verwechslung, politisches Desinteresse ist total out, weil eine Gang von Ökos den Schulhof regiert, und nicht mal sein Auftreten kommt noch als satisfaktionsfähig rüber: Die Rucksäcke mit den Büchern schnallt man sich nun ordentlich um.

Der Film basiert, wie so viele in letzter Zeit, auf einer Fernsehserie aus einer anderen Epoche - mit "21 Jump Street" wurde Ende der Achtziger der damalige Twen Johnny Depp zum Teeniestar. Es ist immer ganz schön, wenn ein Film seine eigenen Weisheiten beherzigt - mit der Fernsehserie "21 Jump Street" hat dieser Film außer der Idee mit den Undercovercops an der Schule rein gar nichts zu tun, die hat Jonah Hill, der auch das Drehbuch mitgeschrieben hat, fröhlich über Bord geworfen.

Das ganze Pathos der Serie, Johnny Depp mit Schmachtblick und Tolle - man würde heute genervt das Feuer auf ihn eröffnen. Manchmal ist es ja ganz gut, dass die Zeit verstreicht.

21 JUMP STREET, USA 2012 - Regie: Phil Lord, Christopher Miller. Drehbuch: Michael Bacall, Jonah Hill. Kamera: Barry Peterson. Mit: Jonah Hill, Channing Tatum, Brie Larson, Dave Franco, Rob Riggle, DeRay Davis, Ice Cube. Sony, 103 Minuten.

© SZ vom 10.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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