Festival:Verrückte Sachen

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Mehr als 250 Nürnberger Grundschüler werden die Internationale Orgelwoche an diesem Samstag mit einem "SingBach"-Konzert eröffnen. (Foto: ion)

Moritz Puschke leitet von diesem Jahr an die "Internationale Orgelwoche Nürnberg", setzt die Innovationen seines Vorgängers fort und sucht nach der spirituellen Kraft der Musik

Von Egbert Tholl

Ein Festival, das den Namen "Internationale Orgelwoche Nürnberg" trägt, verheißt eigentlich etwas eher, nun ja, Schwerfälliges. Aber das täuscht, und zwar vollkommen. In den vergangenen fünf Jahren machte Folkert Uhde aus dem Festival eine aufregende Experimentierwerkstatt, ohne die Gelüste des Publikums nach geistlicher Musik, mit und ohne Orgel, zu vergessen. Von diesem Jahr an macht Moritz Puschke mit der 68. Ausgabe des Festivals ähnlich weiter. Uhde selbst empfahl ihn als seinen Nachfolger, Puschke ist Sohn eines politisch engagierten Pfarrers, lernte früh Klavierspielen, sang bald in Chören, hatte eine eigene Band, organisierte für den Bremer Dom 80 Konzerte im Jahr und wurde 2008 Geschäftsführer des deutschen Chorverbands. Ein musikverliebter Macher, Organisator.

Ja, man könne sagen, in seinem ersten Jahr sei er noch nicht in die Extreme gegangen. Er wolle erkunden, was Musica sacra heute eigentlich sei, was spirituelle Erfahrung bedeute. Und vor allem: Er will die vielen großartigen Kirchenräume erkunden, die es in Nürnberg gibt. "Konzerte in Kirchen haben grundsätzlich andere Voraussetzungen. Viele Kirchen schreien nach Bespielung." Aber wie? Im Altarraum, fast wie im Konzertsaal also, im Seitenschiff, von der Orgelempore aus? Es sei eine ganz bewusste Entscheidung, in ein Konzert in einer Kirche zu gehen. Das Publikum sei anders als in einem Konzertsaal. Anders ist auch manches bei der Orgelwoche. Folgt ein Konzert "normalen" Maßstäben, dann ist es hochkarätig besetzt, dann dirigiert Frieder Bernius Mendelssohns "Elias" und der Kammerchor Stuttgart singt. Andere spannende Künstler machen hingegen verrückte Sachen, wie ein Konzert für kaputte Orgeln oder eine "Johannespassion" für drei Musiker, also Evangelist, Schlagzeug, Continuo. "Hätte ich nicht absolutes Vertrauen in die Cembalistin und Organistin Elina Albach, dann würde ich das nicht machen." Zur Eröffnung gibt es die "Psalmen Davids" von Heinrich Schütz, es gibt Uraufführungen und viel Chor.

68. Internationale Orgelwoche in Nürnberg ; 28. Juni bis 13. Juli

© SZ vom 28.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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