Festival:Begegnungen im Botanischen Garten

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Der 27. Internationale Augsburger Jazzsommer ist mit internationalen Künstlern prominent und stilistisch vielfältig besetzt

Von Oliver Hochkeppel, Augsburg

Manchmal findet ein Artikel doch noch Anklang bei den Beteiligten. Christian Stock war jedenfalls so begeistert davon, dass die Jazzzeitung den Internationalen Augsburger Jazzsommer im vergangenen Jahr mit "Balsam für die Ohren" zusammenfasste, dass der Künstlerische Leiter des Festivals dies nun als Motto für die diesjährige 27. Ausgabe verwendet. Der ganzen klanglichen Bandbreite des Jazz wolle man mit wohltuenden, sinnlich-entspannten Musikerlebnissen in besonderem Rahmen huldigen. Für den besonderen Rahmen in Augsburg sorgt wie eh und je der Botanische Garten (bei Regen im Glashaus). Der musikalische Balsam freilich kann nicht nur entspannend, sondern auch äußerst anregend wirken. Das gilt auf jeden Fall bei der amerikanischen Supergroup, die am kommenden Mittwoch den jazzigen Monat einläutet: Im Perez Cohen Potter Quintet mischen sich energetischer Bebop und Modern Jazz mit treibender südamerikanischer Rhythmik und extravaganten Weltmusik-Themen. Für diese geballte Ladung sorgt die Besetzung mit dem panamesischen Pianisten Danilo Perez, dem israelischen Trompeter Avishai Cohen, dem in South Carolina aufgewachsenen Saxofonisten Chris Potter, dem kalifornischen Bassisten Larry Grenadier und dem aus Philadelphia stammenden Drummer Johnathan Blake, die alle schon seit Jahren Stars der New Yorker Jazzszene sind. Aber auch das ungewöhnliche Programm, dessen Kompositionen sich den großen Aktivistinnen des Feminismus von Maya Angelou bis Angela Davis widmen.

Ruhiger und fließender dürfte die Musik des mit Matthieu Michel, Colin Vallon, Joe Sanders und Jeff Ballard kaum weniger prominent besetzten Quintetts des österreichischen Stargitarristen Wolfgang Muthspiel ausfallen (17. Juli). Dagegen deutet schon der Bandname Harrycane Orchestra an, dass es in der Truppe des Schlagwerkers und Komponisten Harry Alt zur Sache geht, freilich mit orientalischen und arabischen Einflüssen. Dynamisch, aber eben auch typisch nordisch melancholisch klingt dieses Doppelkonzert mit dem Emil Brandqvist Trio (19. Juli). Experimentell, intuitiv, spielerisch und nicht zuletzt spirituell, dies sind die Attribute der zwischen den Genres changierenden Musik von Quadrivium, dem Quartett des Trompeters Markus Stockhausen. Und bevor die Modern-Jazz-Legende Kenny Barron, der Großmeister des eleganten, gefühlvollen Jazzpianos das Festival mit seinem Trio (in dem erneut Johnathan Blake trommelt) am 6. August den Reigen der Stars beschließt, greift auch Festivalleiter Stock als Bassist ins Geschehen ein und lässt sein Trio auf den vor allem die Neunzigerjahre stark mitprägenden Saxofonisten James Carter treffen. Wie immer werden die großen Auftritte von sonntäglichen Dixie- und Swing-Frühschoppen im Zeughaus umrahmt.

27. Internationaler Augsburger Jazzsommer , Mi., 10. Juli, bis So., 11. August, Botanischer Garten und Zeughaus, www.augsburger-jazzsommer.de

© SZ vom 09.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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