Weiße Rose:Darf man diese Guillotine ausstellen?

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Eine Guillotine als Aufklärungsinstrument? (Foto: Walter Haberland/Bayerisches Nationalmuseum)

Das monströse Werkzeug, mit dem auch Weiße-Rose-Mitglieder hingerichtet wurden, steht unter Verschluss.

"Hier gibt es nichts zu sehen" und "Im Namen des Terrors", beide vom 21. Februar:

Muss ich mir das ansehen?

Was für ein erinnerungspolitischer Irrweg, die Guillotine als Aufklärungsinstrument ins Rampenlicht zu rücken. Die Guillotine erzählt nichts, und ich befürchte, in Teilen der Mehrheitsgesellschaft finden sich viele Berufene, den Tod zur Schau zu stellen. Mehr aber auch nicht. Als Tochter eines zum Tode verurteilten Vaters, der acht Monate Barbarei in der Todeszelle von Stadelheim durchlebte und zusammen mit der Guillotine im April 1945 nach Straubing überführt wurde, kann ich von unermesslichem Leid, das nicht verschwindet und das eine unbarmherzige, tätergeprägte Nachkriegsgesellschaft mit Füßen getreten hat, erzählen.

Muss ich mir dabei die Guillotine ansehen? Wenn es darum geht, die verbrecherische NS-Justiz in Stadelheim aufzuarbeiten, sind alle Kräfte und Finanzmittel darauf zu richten, die über tausend Verfolgungsschicksale aus dem Vergessen zu holen, ihre Namen und Geschichten zu erzählen, ihnen und den Nachkommen einen würdigen Platz in unserer Gesellschaft einzuräumen. Seit Jahren setze ich mich dafür ein und hoffe, dabei nicht dem "Ausstellungsstück" begegnen zu müssen. Mein persönlicher Dank gilt den Probst-Angehörigen für ihre Initiative.

Heidi Delbeck, Gstadt

Der richtige Aufbewahrungsort

Dass eine Guillotine nicht unbedingt ein sehenswertes Objekt für eine Ausstellung ist, kann ich verstehen. Dass aber die Todesmaschine der Nazis, mit der die Geschwister Scholl und die Freunde der Weißen Rose in München-Stadelheim hingerichtet wurden, nicht in einem Depot in irgendeinem Museum "vergammeln" sollte, sollte im Grunde eine Selbstverständlichkeit sein. Ich habe Verständnis für die Angehörigen der von den Nazis ermordeten Mitglieder der Weißen Rose, dass sie dieses Gerät "nicht sehen wollen". Ich bin aber der Meinung, dass es zur Vergangenheitsbewältigung der NS-Zeit gehört, diese Guillotine der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Das Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg wäre nach meinem Dafürhalten der richtige Ort dafür. Die Bayerische Geschichte besteht ja nicht nur aus Folklore und Weiß-Blau. Sie ist in vielen Jahren eine tief dunkle Geschichte, an die wir uns immer wieder erinnern und der wir uns auch immer wieder stellen müssen. Auch wenn es eine schreckliche Erinnerung ist, aber gerade dieses Mordwerkzeug kann dazu einen wach- und aufrüttelnden Beitrag leisten.

Herbert Mack, Straßlach

Scharfrichter macht Karriere

Der Staatsanwalt, der die Hinrichtung der Weiße-Rose-Mitglieder leitete, und Scharfrichter Johann Reichhart, der die Geschwister Scholl und Christoph Probst mit dem Fallbeil in Stadelheim hinrichtete, machten beide nach 1945 "Karriere". Reichhart exekutierte 156 seiner ehemaligen Brötchengeber durch den Strang im War Criminal Prison Landsberg.

Helmut Freudenthal, Kiel

Es bricht einem nur das Herz

Da läuft es mir nur eiskalt den Rücken herunter, wenn ich mir nach Ende des Beitrags von Josef Wirnshofer das Ungetüm in der Bildmitte anschaue. Auch wenn unsere Menschheitsgeschichte seit jeher auch eine Geschichte von Krieg und Gewalt, Mord und Folter ist, so kann ich es dennoch immer noch nicht verstehen, wie Menschen sich einander solche Gräuel antun können. Es bricht einem nur das Herz. Lang lebe die Weiße Rose.

Michael Ayten, Trier an der Mosel

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