SZ-Werkstatt:Zu Gast bei einer veganen Großfamilie

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(Foto: N/A)

Jérôme Eckmeier, sechsfacher Familienvater, schreibt vegane Kochbücher. Wie geht vegan bloß mit Kindern in der Pubertät? SZ-Redakteur Georg Cadeggianini im Feldversuch.

Viele Kinder zu haben, das radikalisiert Mengen. Von manchem hat man plötzlich wenig: Zeit, Geld, Ruhe. Von anderen Dingen ziemlich viel: Hausaufgaben, Geburtstagsfeste, Pausenbrotboxen.

Jérôme Eckmeier ist Bestsellerautor von veganen Kochbüchern und Vater von sechs Töchtern zwischen vier und 15 Jahren. Vergangene Woche habe ich ihn besucht, bin mit ihm und seinen Hunden (den Einzigen, die dort Fleisch bekommen) durch Ostfrieslands strenges Wetter spaziert, habe ihn zu seinem neuen veganen Familien-Kochbuch befragt (Wie schafft man es, dass Kinder das auch essen?) und ihm beim Tofu-Bolognese-Kochen über die Schulter geschaut.

Selbst habe ich zu Hause sieben Kinder, fünf bis 19 Jahre alt. Die Arbeit in der Familie haben meine Frau und ich uns längst streng aufgeteilt. Ich bin zum Beispiel für die Pausenbrote zuständig und die entsprechenden Boxentürme am Morgen: Paprika, Mandarinen, Datteln. Wer mag jetzt wieder keine getrockneten Feigen? Wer die Taralli-Snacks? Was kann der 14-Jährige mit frisch angezogener fester Zahnspange überhaupt noch essen? Seit vergangener Woche schwingt nun eine zusätzliche Frage in meinem Kopf mit: Was davon ist vegan? Was würde ich meinen Kindern statt dem Glas Joghurt mit gebrannten Mandeln denn eigentlich einpacken? Was statt dem Käsebrot? Was anstelle der kleinen fiesen Salamisticks, normalerweise die letzten Retter, wenn gar nichts anderes mehr im Haus ist?

Als ich bei den Eckmeiers um halb acht Uhr morgens am Frühstückstisch saß (das Porträt über Jérôme Eckmeier lesen Sie in dieser Ausgabe auf der Familienseite im Gesellschaftsteil), gab es ein paar Dinge, die ich erwartet habe: etwa, dass immer irgendjemand an so einem Morgen lang und laut nach irgendetwas sucht oder dass der Haferdrink-Cappuccino in meiner Hand tatsächlich absolut okay schmeckt. Was mich sehr erstaunt hat: Alle Eckmeier-Schulkinder machen ihr Pausenbrot selbst! Meine Kinder könnten sich ruhig eine Scheibe abschneiden. Tofu freilich. Die fiesen Salamisticks werde ich nicht mehr kaufen.

© SZ vom 23.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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