SZ-Werkstatt:Mit Schutzweste

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Nach dem Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen auf Zentralisrael müssen sich Journalisten dort warm anziehen. SZ-Korrespondentin Alexandra Föderl-Schmid über Helme, Schutzkleidung und Leibesvisitationen bei der Arbeit.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Die Vereinigung der Auslandspresse in Israel warnte am Donnerstag alle Journalisten: "Seid vorsichtig, tragt Schutzkleidung und vermeidet, in der Schusslinie zu stehen. Berücksichtigt, dass es NICHT sicher ist, sich hinter den Protestierenden aufzuhalten!" Nach dem Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen auf Zentralisrael war der Konflikt diese Woche aufgeflammt: Es folgten Raketen aus dem Gazastreifen und Luftangriffe der israelischen Armee in der Küstenenklave. Aus Anlass des Jahrestages der Proteste am Grenzzaun gehen die Auseinandersetzungen an diesem Wochenende weiter.

Journalisten, die sich Richtung Gazastreifen begeben, haben in diesen Tagen Schutzweste und Helm dabei. Israel hat den Grenzübergang Erez am Freitag gesperrt. Wer über den Konflikt auf der palästinensischen Seite berichten wollte, musste am Donnerstag einreisen und darauf hoffen, am Sonntag wieder ausreisen zu können. Die im Gazastreifen regierende Hamas verweigert derzeit der Süddeutschen Zeitung eine Einreiseerlaubnis. Anfang Januar wurde ich nach vier Stunden am Hamas-Checkpoint zurückgeschickt. Zwei Wochen später folgte eine Begründung: Wegen der Berichterstattung. Diesen Donnerstag die Präzisierung: Ein Artikel über die Proteste sei "unfair".

Kurz davor gab es von einer offiziellen israelischen Stelle eine Einladung zu einem Gespräch. Es ging auch um Berichterstattung über die Proteste an der Grenze und darum, ob man 62 Tote an einem Tag als "unverhältnismäßig" bezeichnen darf. 62 Palästinenser wurden am 14. Mai 2018, dem 70. Jahrestag der Staatsgründung Israels und dem Tag der Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem, getötet.

Am darauf folgenden Tag wurde ich bei der Rückkehr nach der Recherche aus dem Gazastreifen auf der israelischen Seite des Grenzübergangs in einen Extraraum geführt, musste mich bis auf die Unterwäsche ausziehen und zwanzig Minuten in einem mit Kameras ausgestatteten Raum warten, ehe eine noch genauere Leibesvisitation vorgenommen wurde - immerhin von einer Frau. Beide Seiten in dem Konflikt zu zeigen, ist nicht nur journalistisch eine Herausforderung.

© SZ vom 30.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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