SZ-Werkstatt:Buchstabensuppe

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Christian Mayer, Leiter des Ressorts Gesellschaft, führt gerne Interviews - auch weil er dabei immer etwas Neues erfährt. Mit Jürgen von der Lippe sprach er über Essen. Der wies ihn am Ende auf einen wichtigen Unterschied hin.

Von Christian Mayer

Wer als Journalist auch mal die Klappe halten kann, für den ist es eine Freude, Interviews zu führen, vor allem mit Menschen, die nicht nur Experten sind, sondern was erlebt haben. Ich treffe am liebsten Leute, die ein wenig älter sind als ich, weil ich immer hoffe, ein bisschen von ihrer Lebenserfahrung abzapfen zu können, gewissermaßen für den Hausgebrauch. Am Montag hatte ich ein Interview mit dem Entertainer Jürgen von der Lippe, dessen Werke mir seit Langem vertraut sind, spätestens seit seinem Song "Guten Morgen, liebe Sorgen". Als er mir erstmals auf dem Bildschirm begegnete, war Helmut Kohl Kanzler, Franz Beckenbauer Teamchef und "Männer" von Doris Dörrie der Film der Stunde. Lippe trug damals schon atemberaubende Hemden, er interviewte in seinen Shows auch mal einen sprechenden Sack. Und noch immer ist er auf Tour, unermüdlich schreibt er neue Geschichten.

Am Ende eines neunzigminütigen Gesprächs hatte ich das Gefühl: Das war eine Bereicherung. Zum Beispiel weiß ich jetzt, wie man ein richtig gutes Rindertatar macht - Jürgen von der Lippe, ein begeisterter Hobbykoch und Rezeptesammler, spricht rasend gerne über Essen und Trinken. Ich werde garantiert auch seinen Rat befolgen und mein Frühstücksei fortan mit Forellenkaviar würzen.

Allerdings gab es in dieser Woche auch einen Moment, da fühlte ich mich selbst wie der Sack aus "Donnerlippchen": Das war, als mich Lippe anrief, um ein paar Änderungen des von mir abgetippten Interviews zu besprechen. "Wissen Sie eigentlich", sagte der Entertainer mit süffisantem Unterton, "dass MINESTRONE nicht von MINISTRANT kommt, das schreibt man mit einem E in der Mitte. Wären Sie so liebenswürdig, das noch zu ändern?" Aber sicher doch, lieber Herr von der Lippe - herzlichen Dank. Schon wieder was gelernt!

© SZ vom 12.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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