VON GRYPHIUS gibt es ein Epigramm mit dem Titel "Auf Valgi nichts würdiges Thun", dessen erster Teil hier in heutiger Rechtschreibung zitiert sei:
Du tust der Deutschen Not, du tust den Krieg beschreiben,
Du tust die lange Zeit mit Lesen oft vertreiben,
Und was du dichten tust, tust du den Freunden weisen;
Die tun, was du getan, mit langen Reimen preisen ...
In einer alten Gedichtsammlung heißt es dazu: "Gryphius bespöttelt in diesem Epigramm den altmodigen Gebrauch des periphrastischen Zeitworts Thun, das jetzt wieder in Mode kömmt." Das war 1822, doch hat unser Leser G. das Gefühl, dass tun als Hilfsverb oder Auxiliar auch heute immer wieder in Mode kommt. Eines seiner Belegstücke lautet: "Das schafft das Problem nicht aus der Welt, aber helfen tut es." Herr G. will nun wissen: "Tut man das wirklich so sagen?"
Was tut man da antworten? Die Grammatik sagt, dass die Verbindung von tun mit einem reinen Infinitiv (Ich tu singen) fast immer umgangssprachlich ist und dass sie die Würde der Schriftsprachlichkeit allenfalls dann erreicht, wenn der Infinitiv vorangestellt ist und tun "die verbale Achse einnehmen muss" (Direkt mögen tu ich ihn nicht, doch ...). Unser Belegsatz hätte nach dieser Regel so lauten können: "Das schafft das Problem nicht aus der Welt; helfen tut es aber."
Unabhängig davon entfaltet das auxiliare tun in der Poesie einen eigenartig raunenden Zauber, etwa in Goethes "König von Thule", dessen Ende so vonstatten geht: "Die Augen täten ihm sinken ..." Freilich ist, bei allem Respekt, der Verdacht nicht von der Hand zu weisen, dass die Dichter oft das Hauptverb um des Reimes willen mit Hilfe von tun ans Zeilenende schieben. In Kotzebues "Urteil des Paris" sagt Paris über seinen Hund Lindor: "Ihm darf ich meinen Gram vertrödeln", worauf der Köter was tut? "Dann thut er mit dem Schwanze wedeln."