Sprachlabor:Schilder und Schilder

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Im Deutschen gibt es ein paar ambivalente Wörter, wie der/das Junge, der/die See, der/das Wurm - und eben auch der/das Schild. Hermann Unterstöger erklärt ihren Gebrauch.

WAS DEN STAAT und die seiner Hoheit unterliegenden Rechtssubjekte angeht, so nimmt er die Jurisdiktion über sie aus eigenem Recht in Anspruch. Daraus ist abzulesen, welch hohen Inhalt die Wendung aus eigenem Recht hat und wie wenig es angeht, sie so locker zu verwenden, wie die englischsprachige Welt das mit der Floskel in one's own right tut, was ja auch aus eigener Kraft oder selber heißen kann. Von dieser Position aus übt Leser B. harsche Kritik an der Formulierung, dass Peter Boch "aus eigenem Recht" Oberbürgermeister von Pforzheim geworden sei. Boch habe dies nicht aus eigenem Recht geschafft, sondern aus dem der Bürger, ihn zu wählen und dadurch sein Eigenes zu honorieren, also seine Tüchtigkeit.

"PASSANTEN UND POLIZISTEN haben in Unterfranken einen Volltrunkenen mit 2,96 Promille davon abgehalten, im Main zu baden." Das war in Kitzingen, und da fast alle Medien diesen Wortlaut hatten, dürfte die dpa dessen Urheberin gewesen sein. Unser Leser M. war verblüfft: Hat man dem eh schon Volltrunkenen noch einmal 2,96 Promille draufgeladen, oder brachten sich die Passanten und Polizisten auf diesen Pegel, um das geplante Bad im Main zu verhindern?

SCHILD ODER SCHILD? Aus leider häufig wiederkehrendem Anlass und animiert durch unsere Leser K. und Dr. P. erinnern wir daran, dass der Schild etwas anderes ist als das Schild. Der eine ist ein Gerät zum Schutz beispielsweise vor Pfeilen, das andere ein Verkehrszeichen. Im Deutschen gibt es ein paar dieser ambivalenten Wörter, als da sind der/das Bund, der/das Junge, der/die See, der/das Stift und der/ das Wurm. In bildlicher Anwendung hat man schon die Sonne und den Mond als Schilder bezeichnet, wobei die Zuweisung des Geschlechts durchaus schwankend war. Opitz etwa nannte die Sonne " der schöne Himmelsschild", wohingegen Goethe beim poetischen Griff nach dem Mond die neutrale Form wählte: "Das lichte Schild hat sich umdunkelt."

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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