Sprachlabor:Satzbau 1 bis 3

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Immer wieder beschweren sich Leser, dass in Artikeln Bezüge missverständlich dargestellt werden. Oft ist die Missachtung von Satzbauregeln der Grund.

SATZBAU 1: In finalen Nebensätzen wird berichtet, "zu welchem Zweck sich das Verhalten des Subjekts im Hauptsatz vollzieht". Dazu nun aus unserem Blatt ein Satz über Flüchtlinge, die eine Schule besetzt halten: Sie "weigern sich auszuziehen, damit auf dem Gelände ein alternatives Wohnprojekt (...) entstehen kann". Subjekt sind die Flüchtlinge, und so, wie der Satz gebaut ist, zielt ihre Weigerung auf das Entstehen des Wohnprojekts. Leser H. ist der Meinung, dass erst ihr Auszug das Wohnprojekt ermöglicht, weswegen der Satz anders hätte konstruiert werden müssen. Etwa so: "Diese weigern sich auszuziehen, was die Voraussetzung dafür wäre, dass auf dem Gelände ein alternatives Wohnprojekt entsteht."

SATZBAU 2: Unser Leser G. tritt mit einer Duden-Regel an: "Wird der übergeordnete Satz nach dem Nebensatz weitergeführt, dann setzt man am Ende des Nebensatzes ein Komma." Herr G. findet, dass dies in der SZ oft missachtet werde, besonders dann, wenn der Hauptsatz mit und weitergeführt wird. Er belegt das mit folgendem Satz (gekürzt): "Geheimdienste hatten berichtet, dass schiitische Milizionäre in die Stadt eingesickert waren und befürchteten, dass diese versuchen könnten, die Abstimmung zu unterbinden." In der vorliegenden Fassung bedeutet das, dass die Milizionäre das befürchten, was sie in Wirklichkeit vorzuhaben scheinen, nämlich eine Behinderung der Wahl. Es sind jedoch die Geheimdienste, die diese Angst haben; zur Verdeutlichung dessen hätte und von waren durch ein Komma getrennt gehört.

SATZBAU 3: Leser E. legt dies vor: "Anstatt das Unternehmen auf Kurs zu bringen, verschlechterte sich die Lage." Infinitivsätze mit zu erfordern laut Herrn E. die Kongruenz "von äußerlich unsichtbarem Subjekt des Nebensatzes und sichtbarem Subjekt des Hauptsatzes". Hier jedoch ist das Subjekt, eine Managerin, völlig verschwunden, sodass die Misere letztlich der Lage in die Schuhe geschoben wird.

© SZ vom 21.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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