Rassismus:Möller, Müller, Çatak

Lesezeit: 2 min

İlker Çatak bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises im vergangenen Mai. Sein Film "Das Lehrerzimmer" ist auch im Rennen um den Oscar. (Foto: Hannes P Albert/dpa)

Der oscarnominierte deutsche Regisseur Ilker Çatak klagt, dass die Medien seinen Namen falsch schreiben oder ganz unter den Tisch fallen lassen. Ist das Rassismus? Zwei SZ-Leser mit unterschiedlichen Meinungen.

Interview "'Ich habe vor Wut geweint'" vom 29. Februar:

Ignorant und darum rassistisch

Ilker Çatak hat recht! Ich lese jeden Donnerstag Ihre Filmbesprechungen und auch weitere Berichterstattung zu Film und Fernsehen. Mir war aufgefallen, wie oft es hieß: Wim Wenders, Sandra Hüller und der Film "Das Lehrerzimmer" seien für den Oscar nominiert. Ich habe mich gefragt, was das wohl für ein Film ist und von welchem Regisseur? Das schien bei dem Film nicht so wichtig, aber wie soll er in Deutschland beachtet werden, wenn man nichts über ihn weiß? Und wenn er keinen Preis gewinnt, dann redet überhaupt kein Mensch mehr davon. Von strukturellem Rassismus können fast alle erzählen, die durch ihr Aussehen oder ihren Namen auffallen. Und wenn sie sich darüber beklagen, heißt es: Die sind aber empfindlich, sollen sich nicht so anstellen. Was Rassismus ist, bestimmen nicht die Täter, sondern die Opfer, die das viel zu oft erleben.

Elisabeth Mach-Hour, München

Rammdösig, nicht rassistisch

Verehrter İlker Çatak, Sie haben im Interview nahegelegt, dass es sich in Ihrem Fall bei der unkorrekten Namensnennung und Namensschreibung um Diskriminierung und strukturellen Rassismus handelt. Sie sagen, eine Person mit dem Namen Möller wolle ja auch nicht Müller genannt werden. Das ist richtig, passiert aber trotzdem, auch mit deutschen Namen. Aber wenn es mit einem türkischen Namen passiert, ist es struktureller Rassismus?

Wenn Ihr Name nicht korrekt ausgesprochen oder geschrieben wird und wurde (ich habe Ihren Namen aus dem Interview in diese Mail kopiert, um Fehler zu vermeiden), hat das nichts mit Diskriminierung zu tun, sondern schlichtweg mit Unwissenheit oder Rammdösigkeit. Egal, ob ein Name sprachlich vertraut ist oder nicht - es kommt zu Namensverwechslungen, nicht korrekt ausgesprochenen oder geschriebenen Namen, und manchmal wird der Name eines Menschen vergessen, unabhängig von Ethnie, Geschlecht, Religion oder anderen Diskriminierungsmerkmalen.

Reinhard M. Scholze, Wien (Österreich)

Hinweis

Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion, sie dürfen gekürzt und in allen Ausgaben und Kanälen der Süddeutschen Zeitung , gedruckt wie digital, veröffentlicht werden, stets unter Angabe von Vor- und Nachname und dem Wohnort. Schreiben Sie Ihre Beiträge unter Bezugnahme auf die jeweiligen SZ-Artikel an forum@sz.de . Bitte geben Sie für Rückfragen Ihre Adresse und Telefonnummer an. Postalisch erreichen Sie uns unter Süddeutsche Zeitung, Forum & Leserdialog, Hultschiner Str. 8, 81677 München, per Fax unter 089/2183-8530.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: