Leserbriefe:Keine leichte Entscheidung

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Wie umgehen mit ukrainischen Kriegsdienstverweigerern? Ein kontroverses Thema auch für SZ-Leser. (Foto: Libkos/dpa)

Sollte Deutschland wehrfähige Ukrainer zurück in die Heimat schicken? SZ-Leser sind sich darüber nicht einig.

"Sag mir, wo die Männer sind" vom 9. September:

Recht auf Kriegsdienstverweigerung

Fassungslos lese ich den Kommentar, mit dem den männlichen Flüchtlingen das Recht auf Kriegsdienstverweigerung abgesprochen wird. Zunächst sind sie wohl politische Flüchtlinge, die nach dem Grundgesetz Asylrecht haben. Vom Recht auf Kriegsdienst nur für Deutsche steht nichts im Grundgesetz, wie auch der Grundsatz "Die Würde des Menschen ist unantastbar" für alle Menschen und nicht nur für Deutsche gilt.

Ulrich Sander, Dortmund

Deutschland handelt widersprüchlich

Es passt nicht ins Bild, wenn wir die Ukraine mit immer stärkeren Waffen unterstützen und gleichzeitig helfen, ihre personelle Wehrkraft zu schwächen, indem wir Männer, die dort zum Kriegsdienst verpflichtet wären, als Flüchtlinge aufnehmen.

Nehme ich den Beitrag über Korruption dazu, dann zweifle ich stark, ob jene ukrainischen Männer in Deutschland wirklich Flüchtlinge und Pazifisten sind. Wir sollten sie zurück schicken und auf Verlangen auch an die Ukraine ausliefern. Die Herren sollten bei ukrainischen Behörden und Gerichten ihre Kriegsdienstverweigerung durchfechten. Die Ukraine ist ein Rechtsstaat. Die EU sollte allerdings genau beobachten, ob bei diesen Verfahren die Rechtsstaatlichkeit gewahrt ist.

Johann Lemke, München

Die ukrainische Rechtslage ist entscheidend

Deutschland müsste sich weigern, Kriegsdienstverweigerer auszuliefern, wenn die Ukraine deren Menschenrecht grundsätzlich nicht anerkennen sollte. Wenn es dort jedoch ein rechtsstaatliches Verfahren gibt, dem sich Verweigerer stellen müssen, sehe ich keinen Grund, warum Deutschland sich in das Verhältnis des ukrainischen Staats zu seinen Bürgern einmischen sollte.

Welche Botschaft würde Deutschland damit senden? Dass die Ukraine zwar völkerrechtswidrig angegriffen wird und jedes Recht und die dringendste Notwendigkeit hat, sich zu verteidigen, dass aber Deutschland sich trotzdem vorbehält, die Ukraine nach seinen eigenen, hehren Maßstäben wie einen Staat zu behandeln, dem nicht zu trauen ist? Das wäre doch reichlich arrogant, zumal Deutschland gerade in der Entstehungsphase des Ukrainekonflikts bereits mehrmals spektakulär daneben lag und so einige Schuld auf sich geladen hat.

Axel Lehmann, München

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